SPD und Steinbrück: Kanzlerkandidatur:Ins Off geschossen

Peer Steinbrück hat noch keine Wahl gewonnen, sieht sich aber schon als Kanzlerkandidat der SPD. Das schadet ihm und auch der Partei. Wenn das so weitergeht, könnte es egal sein, ob die SPD einen Kanzlerkandidaten hat.

Thorsten Denkler

Mit drei Sätzen hat sich der ehemalige Finanzminister und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Peer Steinbrück, unmöglich gemacht. Der erste lautet: "Der Zeitpunkt wird kommen, wo ich mich in Absprache mit zwei oder drei Führungspersönlichkeiten der SPD darüber zusammensetze." Der Zweite: "Wenn Sie sich entscheiden, für so etwas zu kandidieren, dann mit voller Kraft und mehr als 100 Prozent. Der Dritte: "Wenn, dann wollen Sie gewinnen, und zwar mit jeder Faser Ihres Körpers."

Steinbrück hält Debatte über Kanzlerkandidatur für falsch

Peer Steinbrück ist hochintelligent, schlagfertig, klug. Er könnte auch sicher Kanzler. Aber einer, der die Massen überzeugt ist er nicht.

(Foto: dpa)

Steinbrück, das hat er damit unmissverständlich klar gemacht, ist gewillt und bereit, die SPD in den Bundestagswahlkampf 2013 zu führen. Nur die Partei, die hat er nicht gefragt.

In interessierten Kreisen wird Steinbrück immer wieder im Zusammenhang mit einer Kanzlerkandidatur genannt. Er gilt als erfolgreicher Finanzminister, der die Bankenrettung und die Konjunkturpakete in der Krise gemanagt hat. Für viele hat er einen wesentlichen Anteil daran, dass Deutschland heute wirtschaftlich besser da steht, als die meisten anderen europäischen Länder.

Doch ob er auch Wahlen gewinnen kann, hat Steinbrück bisher nicht unter Beweis gestellt. Im Gegenteil. Das Amt des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen hat er von Wolfgang Clement übernommen. 2005 verlor er die Landtagswahl gegen Jürgen Rüttgers.

Steinbrück hatte damit die schmerzhafteste Niederlage der Sozialdemokraten im Herzland der SPD zu verantworten. Und auch seine anerkannt guten Leistungen als Finanzminister vermochten nicht das desaströse Bundestagswahlergebnis 2009 zu verhindern.

Steinbrück ist hochintelligent, schlagfertig, klug. Er könnte auch sicher Kanzler. Aber einer, der die Massen überzeugt ist er nicht. Steinbrück polarisiert ja schon die eigene Partei. Er wird gehasst oder geliebt. Dazwischen gibt es nichts.

Für eine Kanzlerkandidatur ist das eher hinderlich. Geradezu erschreckend aber ist der Umstand, dass er seinen Anspruch mit diesen drei Sätzen selbst und dann noch so plump formuliert hat. Das ist so töricht, dass er schon allein deshalb nicht mehr Kandidat werden dürfte.

Eine zu frühe Festlegung auf einen Kandidaten hat noch jeder Partei geschadet. Eine zu frühe Debatte um mögliche Kandidaten ohnehin. Sie erzeugt den Eindruck, die Partei kümmere sich wieder mal nur um sich selbst. Wähler mögen das nicht. Siehe FDP.

Einer wie Steinbrück müsste das eigentlich wissen. Aber statt jetzt einfach mal die Klappe zu halten steigen wieder alle fröhlich mit ein. Ganz vorn dabei SPD-Generalsekretärin Andreas Nahles. Sie gibt Steinbrück einen mit in dem sie "Selbstausrufungen" für "aus der Mode gekommen" erklärt.

Die sozialdemokratische Rechte schießt zurück und lässt Garrelt Duin, Frontmann des Seeheimer Kreises, erklären: "Jeder in der SPD sollte sich über Peer Steinbrück als starkes Aushängeschild freuen", wie er Spiegel Online sagte.

Steinbrück hat nicht nur sich selbst geschadet. Er hat auch die längst vergessen geglaubten Recht-Links-Reflexe in der Partei wieder ausgelöst. Wenn die SPD ihre Kandidaten-Debatte so weiter führen will, dann ist ihr kaum zu helfen.

Die Debatte wirkt ohnehin wie am Thema vorbei. Die eigentliche Aufgabe der Partei ist es, so stark zu werden, dass es 2013 mit den Grünen für eine Regierungsübernahme reicht und die SPD dabei am besten auch noch vor den Grünen liegt. Das aber ist längst nicht gesichert ist. Mit solchen Debatten zur Unzeit jedenfalls wird immer wahrscheinlicher, dass am Ende ein Grüner im Kanzlersessel sitzt.

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