SPD:Rat aus Griechenland

Der Ratschlag, den Alexis Tsipras SPD-Chef Martin Schulz gegeben hat, ist bemerkenswert.

Von Mike Szymanski

Von allen guten Ratschlägen, die SPD-Chef Martin Schulz in seiner misslichen Lage erhält, gehört jener vom Linkspolitiker Alexis Tsipras aus Griechenland zu den bemerkenswertesten: Der Premier lässt Schulz, der entgegen früheren Versprechen dabei ist, die SPD wohl wieder in eine Regierungsbeteiligung zu führen, wissen, dass eine "wahrhaft linke und fortschrittliche Position" nicht darin bestünde, die Identität "möglichst sauber" zu halten. Hier spricht ein großer Wortbrecher zum kleinen, und die Botschaft lautet: Fürchte dich nicht!

Tsipras war Anfang 2015 mit seinem Linksbündnis Syriza mit dem Versprechen an die Macht gekommen, die zermürbende Sparpolitik zu beenden. Tsipras führte sein Land im Streit mit der EU darüber sogar bis an den Kollaps, musste dann aber beidrehen. Und Tsipras regiert immer noch.

Kann Schulz von dem Griechen lernen? Tsipras überstand die Krise auch mit dem Argument, er habe für seine Position immerhin gekämpft wie kein anderer zuvor. So weit kann Schulz vielleicht noch mitgehen. Danach wird es bedenklich: Tsipras Politik steht heute wie kaum eine andere für Fremdbestimmung. Die EU schreibt ihm vor, was er zu tun hat. Sein Linksbündnis existiert in dieser Form nicht mehr. Viele Anhänger haben sich abgewendet. Mag sein, dass Tsipras den Wortbruch überstanden hat. Aber seine Partei Syriza liegt in Trümmern.

© SZ vom 04.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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