SPD-Politiker:Bitte keine Hexenjagd auf Hinz

Die falsche Juristin hat sich selbst in ihre aktuelle Lage manövriert. Trotzdem wäre die SPD gut beraten, nicht mit größter Härte gegen Hinz vorzugehen - um vom eigenen Versagen abzulenken.

Kommentar von Christoph Hickmann

Im Fall Petra Hinz hat sich die SPD nicht mit Ruhm bedeckt. Sollte tatsächlich nie jemandem aufgefallen sein, dass die vermeintliche Juristin gar keine Juristin war, dann wäre das peinlich, und zwar sowohl für die Genossen in ihrer Heimat Essen als auch für die SPD-Bundestagsfraktion. Sollte es hingegen Eingeweihte gegeben haben, dann wäre das noch schlimmer. Trotzdem wären die Sozialdemokraten gut beraten, jetzt nicht mit größtmöglicher Härte gegen Hinz vom eigenen Versagen abzulenken.

Die SPD versteht sich noch immer als Partei, die auch und vor allem für die Schwachen da ist, die Mühseligen und Beladenen. Natürlich hat Hinz sich selbst in ihre aktuelle Lage manövriert, natürlich ist sie finanziell auch dann fürs Erste gut abgesichert, wenn sie nicht mehr im Bundestag sitzt. Ein Sozialfall ist sie nicht. Trotzdem sollten die Genossen sich dieser Tage an ihre eigenen Werte erinnern.

Ja, es ist ärgerlich, wenn eine Abgeordnete ankündigt, ihr Mandat - weil sie ihren Fehler einsieht - niederzulegen, es dann aber nicht tut. Es geht aber auch die Welt nicht unter, wenn es noch etwas dauert. So oder so hätte sie danach Anspruch auf Übergangsgeld, würde also auch ohne Mandat erst einmal weiter aus Steuermitteln bezahlt. Und davon einmal abgesehen: Hinz wird kein Verbrechen vorgeworfen, sondern die Erfindung eines Lebenslaufs. Die SPD sollte aufpassen, dass sich keine Hexenjagd entwickelt.

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