SPD:Nach dem Zweikampf

Kanzlerkandidat Martin Schulz ist in politischer Hinsicht bereits klein, darf sich aber keinesfalls klein machen.

Von Nico Fried

Martin Schulz wandelt auf einem Grat. Er kann als Spitzenkandidat der SPD die Bundestagswahl nicht vorzeitig verloren geben. Das ist eine Frage der Selbstachtung und der Motivation der wahlkämpfenden Basis. Zugleich muss Schulz aufpassen, sich mit seinem Anspruch aufs Kanzleramt nicht lächerlich zu machen. Wenn Politik mit dem Betrachten der Wirklichkeit beginnt, wie Schulz' Urvorgänger Kurt Schumacher gesagt hat, dann würde Realitätsverweigerung jetzt umgekehrt zum politischen Ende des sozialdemokratischen Urenkels führen.

Nach dem Stand der Dinge befindet sich Schulz nicht mehr in einem Zweikampf mit Merkel ums Kanzleramt, vielmehr konkurriert die SPD mit FDP und Grünen um die Ausgangslage für eine Koalition mit der Union. Schulz macht sich politisch nicht klein, wenn er dafür nun Bedingungen stellt - er ist es schon.

Andererseits ist die SPD sehr wohl noch groß genug, um klarzumachen, was verloren ginge, wenn sie aus der Regierung fiele. Deshalb tut Schulz gut daran, sozialdemokratische Kernbotschaften zu formulieren, um eine weitere Abwanderung frustrierter SPD-Sympathisanten zu verhindern. Damit diese Strategie wirkt, kommt es für Schulz entscheidend darauf an, ob er glaubhaft vermittelt, dass es um die Würde seiner SPD geht - und nicht nur darum, sich selbst in ein Ministeramt zu retten.

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