SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück:Frei von Überraschungen

SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück hat mittlerweile seinen Stil gefunden. Der muss nicht jedem gefallen, erscheint aber authentisch. Nicht so sein Wahlprogramm: Das bleibt ziemlich beliebig.

Ein Kommentar von Nico Fried, Berlin

Wahlkampf Peer Steinbrück

Gut zuhören: Peer Steinbrück bei einer Wahlkampfveranstaltung in Bremen

(Foto: dpa)

Peer Steinbrück hat ein Programm für die ersten 100 Tage nach der Bundestagswahl vorgelegt. Man kann sich die Kalauerfrage schwer verkneifen, wie viele Vorträge er für die Zeit angekündigt hat, wenn er wieder nur Abgeordneter sein wird. Dass er noch ins Kanzleramt einzieht, erscheint - wie sagt man es am freundlichsten? - schwer vorstellbar; es sei denn, er gewinnt das Fernsehduell am Sonntag so eindeutig, wie die SPD vor vier Jahren die Wahl verloren hat.

Umso mehr hat Steinbrück Respekt verdient für die Art, wie er inzwischen Wahlkampf betreibt. Der Kandidat hat seinen Stil gefunden, der nicht jedem gefallen muss, aber authentisch erscheint. Man wird ihm im Falle einer Niederlage nicht nachsagen können, er habe nicht gekämpft - aber auch nicht, dass er in der Not an der falschen Stelle überzogen hätte: Seine Reaktion auf die Syrien-Krise wirkt bislang nicht wie der Versuch, am falschen Objekt Gerhard Schröders Wahlkampf 2002 schlecht zu kopieren.

Inhaltlich ist das Sofortprogramm frei von Überraschungen. Genau darin liegt auch sein Problem. Alles sehr sozial, kein fühlend Herz kann dazu nein sagen. Es ist ein Programm der SPD, ein Wohlfühlprogramm, das jeder Spitzenkandidat hätte vertreten können. Von dem Versprechen, das mit dem Namen Steinbrück verbunden war, von einer Ansprache über die Kernklientel hinaus, steht in diesem Programm fast nichts mehr drin.

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