SPD-Kandidatin Petra Hinz:Geschlagen um drei Stimmen

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Drei Stimmen fehlen zum Erfolg: SPD-Frau Petra Hinz. (Foto: oh)

Der Ruhrpott hat den besten Krimi: 59.040 Essener wählten die SPD-Direktkandidatin Petra Hinz. Doch das reicht nicht, weil ihr CDU-Kontrahent Matthias Hauer drei Stimmen mehr erhält. Hinz will die wahrscheinlich knappste Entscheidung der Wahl noch nicht akzeptieren. Ihr Gegner ist da eiskalt.

Man kann Petra Hinz nicht vorwerfen, dass sie nicht alles versucht hat. Am vergangenen Donnerstag drückte die SPD-Bundestagskandidatin im Wahlkreis Essen III, zusammen mit der populären Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Passanten auf dem Frohnhauser Platz Rosen in die Hand. In den folgenden Tagen schaute Hinz unter anderem noch beim Landesverband der Unternehmerfrauen vorbei, verteilte Pfannenwender und ein Kumpel-Kochbuch, trank sich durch eine Kneipennacht im Stadtteil Überruhr und aß Eis mit Unterstützern.

Am Sonntagabend, als die Stimmen ausgezählt wurden, musste die SPD-Frau lange bangen. Dann stand fest: Es hat nichts gebracht. Petra Hinz wird nicht als direkt gewählte Abgeordnete in den Deutschen Bundestag einziehen. Wegen drei Stimmen.

Nach Angaben der nordrhein-westfälischen Wahlleiterin erhielt Hinz 59.040 Stimmen, der CDU-Kandidat Matthias Hauer 59.043. Es ist das wahrscheinlich knappste Erststimmen-Ergebnis der Bundestagswahl und eine bittere Niederlage für Petra Hinz, die seit 2005 Mitglied im Bundestag ist und ihren Wahlkreis vor vier Jahren noch mit knapp 4000 Stimmen Vorsprung gewinnen konnte.

Dabei hat alles ganz gut angefangen. Um 19:12 Uhr meldet die WAZ, Hinz liege etwa fünf Prozent vor ihrem CDU-Kontrahenten. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt auch erst 22 von 190 Bezirken ausgezählt. Doch dann schmilzt der Vorsprung wie Zitroneneis in der Sonne. Eine halbe Stunde führt die SPD-Frau noch mit 4,1 Prozent, weitere 15 Minuten später sind es noch 2,5 Prozent. Als gegen 20:40 Uhr 159 der 190 Stimmbezirke ausgezählt sind, ist das Duell Hinz gegen Hauer ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen. Fünf Minuten später liegt Hauer erstmals vorne, mit fünf Stimmen. Später wächst der Vorsprung des Christdemokraten auf 124.

Schließlich, um kurz nach 23 Uhr, die Nachricht: Hauer gewinnt mit drei Stimmen Vorsprung.

Sofort kochen die Emotionen hoch. Die Sprecherin der Stadt Essen sagt, ein so knappes Resultat habe sie noch nie erlebt und betont, dass es sich um ein vorläufiges Ergebnis handele. Am Montag sollen die Niederschriften aus den Wahllokalen noch einmal überprüft werden.

Doch Petra Hinz will sich nicht damit abfinden, ihren Wahlkreis verloren zu haben. Sie fordert eine erneute Auszählung aller Stimmen. "Ich hoffe auf Euer Verständnis, dass wir unter diesen Voraussetzungen darauf bestehen, dass durch eine neuerliche Auszählung echte Klarheit für alle Kandidaten geschaffen wird", schreibt sie auf ihrer Facebook-Seite. CDU-Kandidat Hauer hält dagegen. Er sieht keinen Grund, die Stimmen erneut auszuzählen: "Mehrheit ist Mehrheit."

Eine gute Nachricht gibt es aber doch für die unglücklichste Verliererin des Wahlsonntags: Petra Hinz wird über die Landesliste auf jeden Fall in den Bundestag einziehen. Und falls sich am Ergebnis aus Essen III doch noch etwas ändern sollte: Auch Matthias Hauer von der CDU ist über die Liste abgesichert.

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