SPD:In Lebensgefahr

Die SPD ist keine bundesweite Volkspartei mehr. Jetzt muss sie sich hinter ihrem Chef scharen.

Von Kurt Kister

Zwanzig Minuten lang kann sich die SPD freuen - weil Malu Dreyer ein sehr achtbares Ergebnis erzielt hat, das auf ihre Persönlichkeit zurückzuführen ist. Dreyer ist Kretschmann, nur weiblich. Danach aber muss jeder, der Interesse hat an der ältesten Partei des deutschen Parlamentarismus, nachdenklich oder gar traurig werden. In Sachsen-Anhalt ist sie nahezu zerschmettert worden, auch in Baden-Württemberg liegt sie hinter der AfD, den Freunden des nationalen Rechts-Staats.

Die SPD ist keine bundesweite Volkspartei mehr. Noch ist sie stark im Norden und im Westen sowie in den Stadtstaaten. Im Osten lebt sie in Brandenburg, anderswo kaum mehr. Im Süden krebst sie dahin. Die Sozialdemokraten müssen nach den Desastern von Stuttgart und Magdeburg ihren Krieg "wir gegen uns" beenden. Die grellen Misserfolge der SPD liegen auch nicht daran, dass sich CDU und CSU über die Flüchtlingspolitik streiten. Innerparteiliche Debatten über den richtigen Kurs müssen geführt werden; in einer Situation aber, in der es, zumindest in manchen Regionen, um das politische Überleben der SPD geht, dürfen diese Debatten nicht das Bild der Partei nach außen dominieren. Minderheitsparteien mit einer schmalen Agenda gibt es genug in Deutschland. Es ist Zeit, sich hinter dem Parteichef zu scharen - und wenn das mit Gabriel nicht geht, dann muss dies bis zum Sommer entschieden sein.

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