SPD:Alle an Bord

Alle Jahre wieder geht der konservative Seeheimer Kreis auf Spargelfahrt. Die zentrale Aussage dieses Mal: SPD-Chef Gabriel bleibt am Ruder.

Von Christoph Hickmann

Die wichtigste Aussage des Abends hat Sigmar Gabriel sich bis zum Ende seiner Rede aufgespart. Das Motto des Abends laute: "Während der Reise, bis wir am Ziel sind, geht keiner von Bord", sagt er. "Das merken wir uns mal für den Bundestagswahlkampf." Applaus. "Keiner geht von Bord", sagt Gabriel dann noch mal. Also auch er nicht. Das ist in Zeiten, in denen immer mal wieder spekuliert wird, ob der SPD-Chef frustriert hinwerfen oder gar gestürzt werden könnte, durchaus ein bemerkenswerter Satz.

Gabriel steht während seiner Rede am Dienstagabend auf dem mittleren Deck der MS Havel Queen, die gleich zur traditionellen Spargelfahrt des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD-Bundestagsfraktion ablegen wird. Die Fahrt ist eine Pflichtveranstaltung im sozialdemokratischen Kalender und stets eine gute Gelegenheit zu beobachten, wie es der Partei und ihrem Vorsitzenden so geht. Was Gabriel betrifft, kann man sagen: offenbar ganz gut, trotz mieser Umfragewerte und der Zweifel vieler Genossen, ob er, um im maritimen Bild zu bleiben, das Ruder noch mal rumgerissen bekommt. Gabriel hält eine solide Rede, danach ist er auf dem Oberdeck unterwegs, scherzt, raucht Zigarre und plaudert.

Und die Partei? An dieser Stelle sollte man kurz das von Gabriel benannte Motto des Abends erklären: Keiner geht von Bord. In den Jahren zuvor war es stets so gewesen, dass die mehrstündige Fahrt über den Wannsee samt angrenzenden Gewässern von einem Zwischenstopp an der Glienicker Brücke unterbrochen wurde. Den nutzte immer ein großer Teil der Parteiprominenz, um von Bord zu gehen und sich den zweiten Teil der Fahrt zu ersparen. Diesmal fällt der Stopp aus.

Die etwa 600 Gäste, darunter mehr als 100 Bundestagsabgeordnete, haben also alle Zeit der Welt, um über die Lage der SPD zu reden. Es gibt unter ihnen die Optimisten, die darauf verweisen, dass Gabriel seinen neuen Linkskurs jetzt bereits mehrere Wochen halte und man ihn nun mal machen lassen solle. Das werde schon irgendwie. Es gibt die Pessimisten, die sagen, mit Gabriel werde das so oder so nichts mehr, spätestens nach den Landtagswahlen im September komme es zum großen Knall. Und es gibt diejenigen, die sagen, dass sie keinen Schimmer hätten, wie all das enden werde. Und dann, um 22 Uhr, endet auch schon die Fahrt.

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