Sparplan:Deutsche Bank schließt jede vierte Filiale

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Der Konzern kürzt auch im Investmentbanking und im Auslandsgeschäft, die Postbank wird verkauft. Der Plan soll bis 2020 jährlich 3,5 Milliarden Euro einsparen. Die Investoren reagieren skeptisch.

Von Harald Freiberger, Frankfurt

Die Deutsche Bank dünnt ihr Filialnetz in Deutschland stark aus. Bis 2017 soll mehr als jede vierte Zweigstelle geschlossen werden, 200 der rund 750 Niederlassungen. Vor allem aus kleinen und mittleren Städten dürfte sich das größte deutsche Geldhaus zurückziehen. "Wir müssen auf die Veränderungen reagieren; von den jungen Leuten gehen nur noch 20 Prozent in eine Filiale", begründete Co-Chef Jürgen Fitschen am Montag in Frankfurt das Vorgehen. Wie viele Stellen dadurch wegfallen, sei nicht entschieden.

Die Schließung von Zweigstellen ist Teil eines umfassenden Sparplans, den der Aufsichtsrat am Freitag beschlossen hatte. Im Mittelpunkt steht der Verkauf der Postbank mit 14 Millionen Kunden und 15 000 Mitarbeitern. Sie war erst vor fünf Jahren übernommen worden. Man sei zu dem Schluss gekommen, "dass sich die Postbank in Zukunft außerhalb des Deutsche-Bank-Konzerns besser entfalten kann", sagte der andere Co-Chef Anshu Jain. Sie soll über einen Börsengang Ende 2016 mehrheitlich neue Eigentümer erhalten, langfristig will die Deutsche Bank ganz aussteigen. Der Streik bei der Postbank ist indes beigelegt: Die Parteien einigten sich auf 2,1 Prozent mehr Gehalt und Kündigungsschutz bis 2017.

Auch im Investmentbanking will die Deutsche Bank sparen. Aus einzelnen Bereichen, etwa dem Handel mit Rohstoffen und riskanten Wertpapieren, will sie sich ganz oder überwiegend zurückziehen. Die Bilanzsumme im Investmentbanking soll um 200 von derzeit 900 Milliarden Euro sinken. Außerdem will sie sich aus sieben bis zehn Ländern verabschieden. Derzeit ist sie in 50 Staaten tätig.

Die Einsparungen sind nötig geworden, da die Deutsche Bank seit Jahren ihren Zielen hinterherhinkt. Die Investoren sind ungeduldig geworden, weil der Aktienkurs stagniert und die Rendite nur bei knapp drei Prozent liegt; geplant waren zwölf Prozent. Nun setzten Fitschen und Jain sie auf zehn Prozent herunter. Zu den schlechten Gewinnen trugen die niedrigen Zinsen bei, aber auch hohe Strafzahlungen wie kürzlich 2,3 Milliarden Euro für Manipulationen des Zinssatzes Libor. Außerdem fordern die Regulierer deutlich mehr Eigenkapital bezogen auf die eingegangenen Risiken. Hauptgrund für den Verkauf der Postbank war, dass sie zu viel Kapital band.

Die Deutsche Bank muss nun erst 3,7 Milliarden Euro investieren, um die Einsparungen zu erreichen. Künftig sollen die Kosten dann bis 2020 jährlich um 3,5 Milliarden Euro niedriger liegen. Investieren will die Bank dagegen in den weltweiten Zahlungsverkehr, in die Vermögensverwaltung und in die Digitalisierung der Filialen, also das Online- und Mobile Banking.

Die Investoren reagierten skeptisch. Die Aktie verlor am Nachmittag mehr als vier Prozent. Viele wünschten sich einen radikaleren Wandel: die Abspaltung des kompletten Privatkundengeschäfts. "Man hätte viel mutigere Schritte viel früher unternehmen können", sagte ein Fondsmanager. Wenn der neue Anlauf auch nicht klappe, müssten die Vorstandschefs gehen.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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