Spanischer Kardinal:"Abtreibung schlimmer als Kindesmissbrauch"

Ansichten eines Kardinals: Ein spanischer Vatikan-Geistlicher hält Abtreibung für schwerwiegender als den tausendfachen Kindesmissbrauch in Irland.

Erneut hat ein ranghoher Geistlicher der katholischen Kirche mit einem strittigen Vergleich für Aufruhr gesorgt. Der tausendfache Missbrauch von Kindern in Einrichtungen der katholischen Kirche in Irland sei nicht so gravierend wie die Abtreibung, sagte der spanische Kardinal Antonio Cañizares in einem Interview mit dem Fernsehsender TV3.

Spanischer Kardinal: Der Petersplatz in Rom: Ein hoher Vatikan-Geistlicher, der spanische Kardinal Antonio Cañizares, hält Abtreibung für schwerwiegender als tausendfachen Kindesmissbrauch

Der Petersplatz in Rom: Ein hoher Vatikan-Geistlicher, der spanische Kardinal Antonio Cañizares, hält Abtreibung für schwerwiegender als tausendfachen Kindesmissbrauch

(Foto: Foto: dpa)

"Was in einigen (irischen) Schulen geschehen sein mag, ist nicht zu vergleichen mit den Millionen von Leben, die durch Schwangerschaftsabbrüche zerstört wurden", erklärte er.

Der frühere Primas der katholischen Kirche in Spanien wies zugleich darauf hin, dass der Missbrauch von Kindern in Irland "absolut zu verurteilen" sei. "Dafür müssen wir uns entschuldigen." Cañizares war vom Papst zum Präfekten der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung ernannt worden.

Die spanische Gesundheitsministerin Trinidad Jiménez übte scharfe Kritik an den Äußerungen des Geistlichen. Es sei "völlig unangebracht und unverantwortlich", den Missbrauch von Kindern mit der Abtreibung zu vergleichen, sagte die sozialistische Politikerin. "Dies sind zwei völlig verschiedene Dinge."

Der spanische Kardinal ist indes nicht der erste ranghohe katholische Geistliche, der mit einem derartigen Vergleich für Ärger sorgt: Vor einigen Wochen hatte bereits der umstrittene Augsburger Bischof Walter Mixa den Holocaust und Schwangerschaftsabbrüche verglichen.

Der Holocaust sei ein schreckliches Verbrechen, erklärte er, aber auch heutzutage würden Verbrechen gegen das Leben begangen: So sei die Zahl der sechs Millionen getöteten Juden inzwischen durch die Zahl der Abtreibungen überschritten worden. Neun Millionen Embryonen seien nach Expertenschätzungen in den vergangenen Jahrzehnten abgetrieben worden.

Weltweite Empörung hatte im März auch der Umgang der Kirche mit dem Fall eines neunjährigen Mädchen aus Brasilien ausgelöst, das von seinem Stiefvater vergewaltigt worden und daraufhin mit Zwillingen schwanger war. Nach einem Schwangerschaftsabbruch in der 15. Woche kritisierten Kirchenvertreter das Kind und sagten, das Mädchen hätte die Zwillinge austragen müssen. Mit der Abtreibung habe sie einen Mord begangen.

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