Spanien:Rajoy wieder gescheitert

Nur 170 von 350 Stimmen - Spaniens geschäftsführender Premier hat es nicht geschafft, eine Mehrheit hinter sich zu bringen. Am Freitag gibt es ein weiteres Votum und damit eine neue Chance, endlich eine Regierung zu bilden. Doch die Aussicht ist gering.

Der geschäftsführende spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy ist am Mittwoch bei der Abstimmung über seine erneute Kandidatur für das Amt des Regierungschefs im Parlament in Madrid wie erwartet gescheitert. Bei der namentlichen Abstimmung votierten lediglich 170 der 350 Abgeordneten des Kongresses, des Unterhauses, für ihn - die anderen 180 aber dagegen. Es gab keine Enthaltung. Für die absolute Mehrheit wären mindestens 176 Stimmen nötig gewesen. Rajoy, der die

konservative Volkspartei (PP) führt

und in den vergangenen vier Jahren

mit einem harten Sparprogramm die spanische Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs gebracht hat, stellt sich an diesem Freitag zum zweiten Mal dem Parlament. Dann benötigt er lediglich die einfache Mehrheit, also mehr Ja- als Nein-Stimmen. Damit er gewählt wird, müssten sich mindestens elf der

Abgeordneten, die ihn am Mittwochabend abgelehnt haben, der Stimme enthalten. Doch in Madrid wird auch für die Abstimmung am Freitag mit einer Niederlage Rajoys gerechnet. Allerdings würde dies keineswegs das Ende seiner Ambitionen bedeuten. Denn laut der Verfassung bleiben ihm oder jedem anderen Kandidaten noch zwei Monate für einen neuen Anlauf

zur Regierungsbildung, bevor erneut

vorgezogene Wahlen ausgeschrieben werden müssten. Seit den Wahlen am 20. Dezember herrscht in Spanien ein politisches Patt, das auch durch

die Neuwahl des Parlaments am

26. Juni nicht aufgelöst werden konnte. Sollte auch in den kommenden beiden Monaten kein Kabinett zustande

kommen, wären Neuwahlen am

25. Dezember fällig - ausgerechnet

am 1. Weihnachtstag.

© SZ vom 01.09.2016 / Thomas Urban - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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