Spanien:Ende einer Odyssee

Spanien: Etwa 80 Passagiere der Rettungsschiffe mussten in Krankenhäuser gebracht werden.

Etwa 80 Passagiere der Rettungsschiffe mussten in Krankenhäuser gebracht werden.

(Foto: Alberto Saiz/AP)

Spanien zeigt sich in Flüchtlingsfragen human: Mit 630 Migranten kann die "Aquarius" den Hafen von Valencia einlaufen.

Von Thomas Urban, Madrid

Mehr als 2000 freiwillige Helfer haben am Sonntag im Hafen von Valencia das Flüchtlingsschiff Aquarius und zwei Begleitschiffe der italienischen Marine empfangen. Insgesamt gingen 630 Migranten von Bord, die das von der französischen Hilfsorganisation SOS Méditerranée betriebene Schiff im Meer zwischen Libyen und Malta aufgenommen hatte. Die neue Regierung in Rom hatte der Aquarius verboten, italienische Häfen anzulaufen. Auch Malta erteilte keine Genehmigung. Daraufhin bot Spaniens neuer Premier Pedro Sánchez als Alternative Valencia an.

Am Rathaus der Stadt, die von einer Koalition aus Sozialisten und linksalternativen Gruppierungen regiert wird, hing ein Spruchband: "Valencia, Stadt der Zuflucht. Wir nehmen sie auf." Nach einer ersten Untersuchung wurden etwa 80 der Migranten zur ärztlichen Weiterbehandlung in Krankenhäuser gebracht, darunter mehrere Schwangere. Nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen kommen die Migranten aus 26 Ländern, die meisten aus den westafrikanischen Staaten südlich der Sahara. Unter ihnen sind 60 unbegleitete Minderjährige, überwiegend junge Frauen. Die französische Regierung hat angekündigt, sie werde einen Teil derjenigen aufnehmen, denen politisches Asyl gewährt werde. In den vergangenen Jahren wurden allerdings weniger als fünf Prozent der Migranten aus Afrika in Spanien als politische Flüchtlinge anerkannt.

Spanien war von den großen Migrationsbewegungen der vergangenen Jahre weitgehend verschont geblieben. Zum einen hat Madrid mit den meisten afrikanischen Staaten Abkommen über die Rückführung abgelehnter Asylbewerber geschlossen, zum anderen wurden die Grenzzäune um die beiden spanischen Exklaven Ceuta und Melilla in Nordafrika immer weiter ausgebaut. Der neue Innenminister Fernando Grande-Marlaska kündigte nun an, die scharfen Stahlklingen an den Grenzzäunen würden in Kürze abgebaut. Immer wieder hatten sich Migranten beim Versuch, über die sechs Meter hohen Zäune zu klettern, Schnittverletzungen zugezogen. Spanische Medien berichteten unter Berufung auf marokkanische Behörden, dass sich in der Umgebung der beiden Städte immer mehr Migranten sammelten. In Kommentaren wurde die Befürchtung geäußert, dass der Hauptstrom der Migranten aus Afrika nun die Straße von Gibraltar ins Visier nehmen könnte.

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