Spanien:Aus Jägern werden Gejagte

Acht Mufflons, fünf Wildschweine und ein Verdacht: Ein Jagdausflug von Spaniens Justizminister Bermejo mit einem Richter hat Folgen: Bermejo hat seinen Rücktritt erklärt.

Für die prominenten Besucher hatte die Dorfbürgermeisterin von Torres eigens einen Feldweg asphaltieren lassen. Spaniens Justizminister Mariano Fernández Bermejo und der Ermittlungsrichter Baltasar Garzón hatten sich zu einem Jagdausflug in der südspanischen Ortschaft angesagt.

Spanien: Ein Jagdausflug bringt Spaniens Justizminister Mariano Fernández Bermejo in Bedrängnis.

Ein Jagdausflug bringt Spaniens Justizminister Mariano Fernández Bermejo in Bedrängnis.

(Foto: Foto: Reuters)

Sie machten reichlich Beute: Die Jagdgesellschaft erlegte acht Mufflons und fünf Wildschweine. Die Jagdpartie sollte jedoch Folgen haben. Der Minister in der Regierung von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero hat seinen Rücktritt erklärt. Der 61-jährige Politiker zog damit die Konsequenz aus der öffentlichen Kritik an einem Jagdausflug, den er zusammen mit dem Untersuchungsrichter Baltasar Garzón unternommen hatte.

Das gemeinsame Jagdvergnügen mit Garzón erwies sich nämlich als ein schwerer politischer Lapsus. Spaniens berühmtester Richter ermittelt nämlich in einem Korruptionsskandal, in den mehrere Politiker der oppositionellen Volkspartei (PP) verwickelt sein sollen.

Als die Jagdpartie publik wurde, äußerte die konservative PP sogleich den Verdacht, auf der Pirsch kungele der Minister mit dem Richter aus, wie der politische Gegner mit Korruptionsvorwürfen in Verruf gebracht werden könne.

"Mit dem Jagdgewehr verstehe ich umzugehen"

Der PP-Parlamentarier Federico Trillo hielt den beiden Hobbyjägern vor: "Bei Ihnen sieht es ganz so aus, als visierte der eine das Ziel an und der andere drückte ab." Aber damit nicht genug. Es stellte sich nämlich heraus, dass Fernández Bermejo ("Mit dem Jagdgewehr verstehe ich umzugehen") zwar ein erfahrener Weidmann ist, für die südspanische Region Andalusien aber keinen Jagdschein besitzt. Nun droht dem Minister eine Geldbuße von bis zu 4000 Euro. Obendrein muss sich der 61- Jährige von den Konservativen als "Wilddieb" verhöhnen lassen. Den regierenden Sozialisten (PSOE) ist die Sache äußerst peinlich.

"Ein Minister sollte bei einer Jagd die erforderliche Lizenz besitzen, ebenso wie man zum Autofahren einen Führerschein benötigt", meinte der PSOE-Vizeparteichef José Blanco. Der Justizminister wird, so vermutet die Madrider Presse, nach der nächsten Kabinettsumbildung der Regierung nicht mehr angehören. Eine sofortige Entlassung lehne Zapatero ab, weil er der PP den Triumph nicht gönne.

Fernández Bermejo, einst ein erfolgreicher Staatsanwalt, ist dafür bekannt, dass er Konflikten nicht aus dem Wege geht. Mit seiner ruppigen Art brachte er Spaniens Richter gegen die Regierung auf, so dass diese erstmals in der Geschichte des Landes in den Streik traten. Als junger Mann hatte der Minister in einer Pop-Band am Bass gespielt und zwei Schallplatten aufgenommen. Zudem war er als Fußballer so erfolgreich auf Torejagd gegangen, dass er beinahe ins Profi-Lager gewechselt wäre.

Die Aufregung um den Jagdausflug nahm derweil Garzón so sehr mit, dass der Richter am vorigen Wochenende wegen eines Angstanfalls im Krankenhaus behandelt werden musste. Dabei war der Jurist bislang vor niemandem zurückgeschreckt. Er ermittelte gegen ETA-Terroristen, Drogenkartelle und ehemalige Militärherrscher in Lateinamerika. Vor gut zehn Jahren erwirkte er die Festnahme des chilenischen Ex-Diktators Augusto Pinochet.

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