Spanien:Abgestraft

Die Konservativen erleben eine Schlappe bei den Regionalwahlen - weil sie den Kontakt zum Volk verloren haben.

Von Thomas Urban

Spaniens Premier residiert im Palast von Moncloa mitten in einem kasernenartigen Gebäudekomplex vor den Toren Madrids. Nun ist auch Mariano Rajoy Opfer des Moncloa-Syndroms geworden, wie sie in Spanien den Verlust des Kontaktes zum Alltag des Volkes nennen. So war es schon seinem Vorgänger, dem Sozialisten José Luis Zapatero, ergangen. Der hatte trotzig behauptet, dass das Platzen der Immobilienblase dem Wirtschaftsboom nicht schade. Der Konservative Rajoy bestritt, dass die Regierenden ein Korruptionsproblem hätten.

Die Wähler sehen es anders: Bei den Kommunal- und Regionalwahlen musste die konservative Volkspartei (PP) nun eine empfindliche Schlappe hinnehmen. Und das, obwohl Rajoy das Land aus der Rezession geführt hat. Hauptmotiv für die Wähler, die ihm den Rücken gekehrt haben: die Empörung über die Korruptionsskandale der PP.

Rein rechnerisch haben nun linke Gruppierungen eine klare Mehrheit in Spanien. Doch bedeutet dies keineswegs das Ende des ja durchaus erfolgreichen Sanierungskurses: Namentlich die Sozialisten, die größte Oppositionspartei, sind darüber gespalten. Vieles spricht also dafür, dass die PP mit Koalitionspartnern diesen Kurs fortsetzen kann, die linksalternative Gruppierung Podemos ist nicht stark genug, um dies zu blockieren. Es drohen Spanien also vorerst keine griechischen Verhältnisse.

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