Soziologie:"Ich liebe mein Auto"

deutsche

Christoph Drösser, Wie wir Deutschen ticken. Heraus- gegeben von Holger Geißler/YouGov, Edel-Verlag, 192 Seiten, 19,95 Euro.

Ein Meinungsforschungsinstitut lässt das Seelenleben der Deutschen erforschen. 555 Grafiken liefern höchst unterschiedliche Ergebnisse, die mal interessant, mal erstaunlich - und mal durchaus skurril ausfallen.

Von Robert Probst

Auf den ersten Plätzen: Volkswagen, Johann Wolfgang von Goethe, Angela Merkel, Nationalhymne, Fußballnationalmannschaft, Willy Brandt, Adolf Hitler. Auf der Liste finden sich auch noch die Currywurst, der "Tatort", Heino, Helene Fischer und Karl Marx. Was das sein soll? Diese Menschen, Marken und Dinge sehen die Deutschen im Jahr 2015 als typisch deutsch an. Die Online-Marktforscher von YouGov haben jüngst ein großes Forschungsprojekt - 80 repräsentative Umfragen unter jeweils 1000 Deutschen - auf den Markt gebracht, fern von der üblichen Frage "Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre", schrill und bunt aufbereitet in 555 Grafiken. Und darum auch erfrischend anders.

Die Lektüre offenbart so einiges aus dem Seelenleben der Deutschen, manches erstaunt sogar ein bisschen. Etwa Thema Griesgrämigkeit. Weit gefehlt: 79 Prozent sind demnach "meist gut gelaunt und positiv gestimmt", 65 Prozent können gut mit Kritik umgehen, aber 74 Prozent wollen zurückhauen, wenn sie jemand körperlich angreift. Manches ist entwaffnend ehrlich (Dem Satz: "Manchmal stehe ich vor einem Kunstwerk und frage mich, was daran Kunst sein soll" stimmen 80 Prozent zu) oder gar herrlich skurril (69 Prozent sagen: "Ich liebe mein Auto.")

Dass das mit der Selbsteinschätzung so eine Sache ist, erkennt man allerdings auch ganz gut in einigen Grafiken. Beim Thema Zivilcourage - ein Jugendlicher wird in der U-Bahn von einer Gruppe geschlagen - glaubt nur ein Prozent der Befragten: "Ich schaue weg" - alle anderen helfen irgendwie. Schön wär's.

Viel lernen lässt sich über den Alltag der Menschen, über ihre Ängste, Bankgeschäfte und Klolektüre. Und auch über ihre Einstellung zur Politik - da lässt sich noch vieles verbessern. Nur 19 Prozent wollen ja wieder ein Königshaus.

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