Sozialdemokraten: Reisen statt Presse:Traumschiff SPD

Der neue unternehmerische Stolz der SPD ist 162 Meter lang und auf Madeira registriert: Die "MS Princess Daphne", ein zum schmucken Kreuzfahrtschiff umgebauter Frachter. Die SPD will es Touristen auf dem gesamten deutschen Markt anbieten, kräftig Geld verdienen und so mit dem Reisegeschäft Verluste auffangen, die ihre Holding im Pressebereich macht.

Hans-Jürgen Jakobs

Wäre es nicht ein schönes Bild, die neue Troika der Partei gemeinsam am Steuer ihres schmucken Schiffes? Die Sozialdemokraten Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück also ganz oben auf der MS Princess Daphne? Ganz abwegig ist das nicht, immerhin ist das umgebaute Frachtschiff, 162 Meter lang und in Madeira registriert, der neue unternehmerische Stolz der SPD.

SPD wird Kreuzfahrtunternehmen

Die MS Princess Daphne: Die SPD steigt in das Geschäft mit Kreuzfahrten ein. Foto: Johansen Krause/Ambiente Kreuzfahrten.

(Foto: dapd)

Von Mai 2012 an will die Beteiligungsholding der Partei, für die das Kürzel DDVG steht, mit der Vermarktung von MS Princess Daphne als Kreuzfahrtschiff kräftig Geld verdienen. Es werde "exklusiv für den deutschen Markt angeboten", sagt SPD-Schatzmeisterin Barbara Hendricks. Dabei kann der eigene Kahn im boomenden Kreuzfahrtmarkt nur 480 Passagiere bewegen. Zuständig für die Aktion Traumschiff der Traditionspartei ist die SPD-Reiseservice GmbH. Die Firma verdiente im Jahr 2010 immerhin bei acht Millionen Euro Umsatz rund 240.000 Euro. Nun soll, Daphne sei Dank, der touristische Ableger weiter gestärkt werden.

Bisher hatte sich die Berliner SPD-Reisefirma mit Fahrten zu Parteitagen oder politisch geprägten Reisen abgegeben. Nun soll der Personalstand von elf Mitarbeitern verdoppelt werden.

Handelte es sich bei dem Gemischtwarenladen DDVG der Sozialdemokratie um ein normales Konglomerat, würde man vielleicht von einer "Portfolio-Optimierung" reden, die jetzt ansteht. Auf hoher See soll das verdient werden, was die Presse-Geschäfte auf dem Land nicht mehr bringen.

Es war schon immer die Frage, was eine Partei in den Medien verloren hat, aber nun hat die SPD mit ihren Zeitungen auch bilanztechnisch richtig verloren. Echtes Geld nämlich. Grund: die Dauerkrise der Tageszeitung Frankfurter Rundschau. Sie gehört jetzt mehrheitlich dem Kölner Verlagshaus DuMont-Schauberg, doch die SPD ist noch mit 40 Prozent beteiligt. Und so schrieb die DDVG 24 Millionen Euro auf ausgereichte Darlehen ab, der größte Teil davon sei laut Geschäftsführer Jens Berendsen für die FR angefallen. Zu seinem Presse-Reich gehören auch Anteile an der Neuen Westfälischen, der Sächsischen Zeitung oder dem Magazin Öko-Test. Drei Druckereien gehören ebenfalls zur "Flotte".

Auch wenn die DDVG nun insgesamt 14 Millionen Euro Minus macht - der Mutter SPD liefert sie doch, wie immer, brav Dividende. Diesmal sind es netto 6,5 Millionen Euro. Das Geld fließt aus nicht ausgeschütteten Gewinnen früherer Jahre. "Die SPD steht finanziell stabil da", so Schatzmeisterin Hendricks. Wenn das mal gefeiert werden soll - ein Traumschiff ist vorhanden.

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