Sorge um Aufrüstung:Westen kritisiert Irans Atom-Pläne

Europa und die USA zeigen sich besorgt ob der jüngsten Forschungsvorhaben in Teheran. London nennt die iranischen Pläne "provozierend".

Rudolph Chimelli

Irans Ankündigung, die seit zwei Jahren als vertrauensbildende Maßnahme ausgesetzte Atomforschung am kommenden Montag wieder aufzunehmen, ist in den USA und Europa mit Missbilligung aufgenommen worden.

Falls die Iraner neue Schritte zur Uran-Anreicherung unternähmen, müsse die internationale Gemeinschaft "zusätzliche Maßnahmen" erwägen, um Teherans Ehrgeiz zu zügeln, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Sean McCormack.

Es sei nicht möglich, auf diesem Gebiet eine Grenze um "reine Forschung" ohne Bezug auf militärische Nutzung zu ziehen, wie dies im Schreiben Teherans an die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) versucht werde.

Ob es sich bei den zusätzlichen Maßnahmen um die Anrufung des UN-Sicherheitsrates handeln soll, ließ McCormack offen. Ein Sprecher des französischen Außenministeriums rief Iran auf, seine Entscheidung rückgängig zu machen und bei der Aussetzung aller Schritte zur Uran-Anreicherung und Wiederaufbereitung zu bleiben. Das britische Außenministerium nannte die Ankündigung Teherans "nicht hilfreich und provozierend".

Eine neue Verhärtung der iranischen Linie war bereits am Wochenende erkennbar geworden, als der für die Atomverhandlungen zuständige Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates, Ali Laridschani, den Moskauer Vorschlag für die Anreicherung iranischen Urans in Russland äußerst skeptisch beurteilte.

"Wir können einen Teil unseres Brennstoffbedarfs in einem anderen Land decken", sagte Laridschani im iranischen Staatsfernsehen. "Aber wir müssen unseren eigenen Anteil bei der Herstellung von nuklearem Brennstoff haben."

Der russische Vorschlag sei "nur eine Idee, kein Plan", die zudem mit ernsten Problemen verbunden sei. Über diese Idee könne man nachdenken, aber das bedeute nicht, "dass wir darauf eine positive Antwort gegeben haben".

Laridschani beschuldigte den Westen, er nutze das Thema Vertrauensbildung zum Zeitgewinn und sei von seinen Verpflichtungen immer dann zurückgerudert, wenn es ins politische Spiel gepasst habe. So besitze Iran (aus der Zeit des Schahs) einen zehnprozentigen Anteil an Eurodif, der französischen Firma zur Herstellung von Reaktorbrennstoff, könne ihn aber nicht mehr nutzen.

Auch die deutsche Firma Siemens habe den Bau des Reaktors Buschehr nach der Revolution eingestellt. Es sei deshalb nur konsequent, dass Iran seinen eigenen Brennstoff produzieren wolle.

Da Laridschani den Standpunkt der iranischen Führung zum Ausdruck bringt, ist schwer ersichtlich wie die für Ende Januar vorgesehenen Verhandlungen mit der EU-Troika Frankreich-Deutschland-Großbritannien zum Erfolg führen sollen.

Schon 2005 hatten die Iraner in ihrem Werk bei Isfahan die Umwandlung von Roh-Uran in radioaktives Hexafluoridgas, den Grundstoff für spätere Anreicherung, wieder aufgenommen.

Die angekündigte nächste Stufe betrifft die Anreicherung im Werk von Natans. Mit "Forschung" dürfte der Betrieb einer kleineren Zahl von Zentrifugen gemeint sein. Der dabei zu erzielende Anreicherungsgrad dürfte weder für Reaktoren noch für Waffen ausreichen.

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