Sorge bei US-Geheimdiensten:Blair: Wirtschaftskrise ist größtes Sicherheitsrisiko

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US-Geheimdienstchef Blair ist besorgt: Die Taliban gewinnen wieder an Einfluss, doch die Wirtschaftskrise sei die größere Bedrohung für die USA.

Der neue US-Geheimdienstdirektor Dennis Blair sieht in der globalen Wirtschaftskrise eine wachsende Bedrohung für die amerikanischen Interessen in der Welt.

US-Geheimdienstdirektor Dennis Blair (Foto: Foto: AFP)

Sie könne Regierungen in unterentwickelten Staaten, die den USA freundlich gesonnen seien, destabilisieren und die Nato-Unterstützung im Afghanistan-Konflikt schwächen, sagte Blair in einer Senatsanhörung.

Die größten Sorgen bezüglich der Sicherheit der USA liegen kurzfristig "in der globalen Wirtschaftskrise und ihren geopolitischen Auswirkungen", sagte der Chefkoordinator der 16 US-Geheimdienste.

"Die Krise dauert nun schon über ein Jahr, und Ökonomen sind geteilter Meinung darüber, ob wir und wann wir den Tiefpunkt erreichen könnten." Notlagen in Schlüsselregionen wie Lateinamerika und Afrika könnten den Einfluss der USA in diesen Teilen der Welt schmälern. Außerdem würden Schuldzuweisungen an die USA wegen der Krise Amerikas Führerschaft in der Weltwirtschaft gefährden, sagte Blair weiter.

"Diese Krise stellt Herausforderungen für die USA dar", sagte er und fügte hinzu: "Wir werden allgemein verantwortlich dafür gemacht."

Insgesamt bekräftigte der Geheimdienstchef, dass nach wie vor die Terrororganisation al-Qaida die größte Einzelbedrohung für die Sicherheit der USA darstelle.

Auch die radikalislamischen Taliban in Afghanistan gewinnen laut Blair wieder deutlich an Einfluss. Der Aufstand hat sich nach Erkenntnissen der US-Geheimdienste im vergangenen Jahr deutlich ausgeweitet. Inzwischen seien auch ehemals friedliche Gebiete rund um die Hauptstadt Kabul und andernorts betroffen, heißt es in dem vorgelegten Jahresbericht.

Trotz eines verstärkten Einsatzes der US- und Nato-geführten Streitkräfte im Land am Hindukusch gingen die Aufständischen aggressiver vor als früher. Auch die Zahl der Anschläge mit Todesopfern sei gestiegen.

"Vor allem in vielen östlichen Regionen des Landes und im Süden und Westen hat sich die Sicherheitslage verschlechtert", heißt es in dem Bericht. Voraussichtlich würden die Taliban und ihre Verbündeten versuchen, die Präsidentenwahl in Afghanistan in diesem Jahr massiv zu stören.

Die afghanische Regierung sei nicht in der Lage, auf Provinz- und Bezirksebene vertrauenswürdige Institutionen zu schaffen, was ihrem Einfluss schade und die Taliban erstarken lasse, kritisiert das Papier. Der US-Sondergesandte für Afghanistan und Pakistan, Richard Holbrooke, war am Donnerstag zu Gesprächen über die Befriedung der Region in Kabul eingetroffen.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat vor wenigen Tagen seinerseits die USA und andere westliche Staaten mitverantwortlich für das Erstarken der Taliban in seinem Land gemacht. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung warnte er etwa davor, dass willkürliche Militäraktionen der US-Truppen die Position seiner Regierung schwächen und den "afghanischen Rechtsstaat" unterwandern.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/bica/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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