Song Contest:Ihre Majestät, die ARD

Welch katastrophales Gezerre beim Eurovision Song Contest. Die Vorgänge um Xavier Naidoo sind ein Fiasko.

Von Claudia Tieschky

Xavier Naidoo singt nun also doch nicht für Deutschland beim Eurovision Song Contest (ESC), und man kann darüber streiten, was am Ende schlimmer war: die einsame Entscheidung im NDR, den umstrittenen Sänger überhaupt zu nominieren, oder die Stillosigkeit, ihm zwei Tage später zu sagen: Jetzt lieber doch nicht.

Das wirklich Katastrophale an dem ESC-Gezerre ist, dass es der ARD zutiefst schadet. Der ESC ist seit Stefan Raabs Einsatz wieder populär und seit Conchita Wurst mehr als nur Klamauk. Er gehört zu den wenigen Ereignissen der TV-Unterhaltung, auf die sich alle verständigen können. Der NDR aber bietet mit der selbstherrlichen Art, damit umzugehen, das Bild eines Rundfunks, dessen Apparatschiks unverdrossen die Öffentlichkeit ignorieren - jene Öffentlichkeit, die man mit dem ESC hofiert und die, nebenbei gesagt, diesen Rundfunk zwangsweise bezahlt. Das ESC-Fiasko gibt all denen recht, die schon immer der Meinung waren, dieses öffentlich-rechtliche System habe seine Berechtigung verwirkt.

Die ARD kann auch anders, sie bietet gesellschaftlich wichtigen Journalismus. Sie muss aber endlich lernen, dass sie ihrem Publikum Transparenz und Mitsprache schuldig ist - nicht nur beim ESC, auch bei Moderatorengehältern, Sportrechten und Bilanzen. Die ARD ist kein vordemokratisches Königtum, in dem Majestäten einsame Entscheidungen fällen.

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