Sommerinterview der Bundeskanzlerin:Schluss mit dem Gerede vom Grexit

Sommerinterview mit Kanzlerin Angela Merkel

Bundeskanzlerin Angela Merkel im Gespräch mit den Tina Hassel und Rainald Becker.

(Foto: dpa)
  • Bundeskanzerlin Angela Merkel schließt im ARD-Sommerinterview einen "Grexit" aus.
  • Bei den Sparauflagen wolle man mit Griechenland "hart verhandeln", kündigt sie an.
  • Die Kanzlerin verteidigte auch ihr Verhalten bei der vielbeachteten Begegnung mit einem palästinensischen Flüchtlingsmädchen gegen Kritik.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat dazu aufgerufen, nicht länger über ein mögliches Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone zu diskutieren. Die Option eines "Grexits" habe bei den Verhandlungen in Brüssel zwar auf dem Tisch gelegen, "aber wir haben uns für eine andere entschieden", sagte sie am Sonntag der ARD. "Und es zählt jetzt, was das Ergebnis dieser Beratungen war." Die Euro-Partner hätten sich darauf geeinigt, mit Griechenland Verhandlungen über ein neues Hilfspaket zu führen. "Das muss jetzt umgesetzt werden." Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte einen zeitweisen Ausstieg Griechenlands aus der Euro-Zone ins Gespräch gebracht und war mit einem entsprechenden Papier in die Verhandlungen in Brüssel gezogen. Das rief in der Koalition heftige Verstimmungen hervor. Schäuble betont, der Vorschlag sei in der Regierung abgestimmt gewesen.

SPD-Chef und Vize-Kanzler Sigmar Gabriel versichert dagegen, ihm sei nur die Idee bekannt gewesen, nicht aber das Papier. Seit Tagen überziehen sich deshalb Union und SPD - und auch Schäuble und Gabriel selbst - mit Vorwürfen zu den Absprachen und Abläufen. Auf diese Querelen wollte die Kanzlerin jedoch nicht eingehen. Sie erklärte lediglich, die "Optionen" seien besprochen gewesen. Jetzt sei dazu aber "alles gesagt, jetzt gucken wir mal nach vorne".

Merkel sagte, es gehe nun darum, schnell zu verhandeln, damit Griechenland möglichst zügig wieder auf die Beine komme. Trotz der Wiedereröffnung der Banken in Griechenland an diesem Montag kehre dort nicht das normale Leben zurück. Deutschland werde aber "natürlich auch hart verhandeln". Denn die vereinbarten Auflagen müssten umgesetzt werden. In der Vergangenheit sei das zu oft nicht passiert. Das müsse "besser werden".

Verhandlungen mit Griechenland gehen weiter

Der Bundestag hatte am Freitag den Weg für Verhandlungen mit Griechenland über ein neues Hilfspaket frei gemacht. Dabei verweigerten jedoch 65 der 310 Unionsabgeordneten Merkel die Unterstützung. Merkel sagte dazu, die überwältigende Mehrheit habe für das Verhandlungsmandat gestimmt. "Das ist das, was zählt." Auf die Frage, ob sie die öffentlichen Anfeindungen in der Griechenland-Debatte persönlich getroffen hätten, sagte Merkel: "Nein, ich tue das, was ich glaube, was getan werden muss." Es gebe Momente, "da geht es nicht um Beliebtheit und Schönheitspreise, sondern da geht es darum, dass in der Sache das Richtige getan wird".

Unterdessen sorgte CDU-Generalsekretär Peter Tauber mit Kritik an den Abweichlern bei der Bundestagsabstimmung für Unmut in den eigenen Reihen. Tauber hatte in seinem Blog geschrieben: "Man kann auf verschiedene Arten 'Nein' sagen. Manche Abgeordnete machen daraus ein ,Geschäftsmodell' und profilieren sich auf Kosten anderer." Mehrere CDU-Abgeordnete, die gegen neue Verhandlungen mit Athen votiert hatten, reagierten verärgert. Erika Steinbach bezeichnete Taubers Äußerungen via Twitter als Unverschämtheit. Wolfgang Bosbach nannte sie "wirklich abwegig".

Im Sommerinterview verteidigte Merkel auch ihr Verhalten bei der Begegnung mit einem palästinensischen Flüchtlingsmädchen. "Ich finde, die Geste war in Ordnung", sagte sie. Die 14-Jährige hatte bei einer "Bürgerdialog"-Veranstaltung über ihre Angst vor einer Abschiebung berichtet. Merkel äußerte Verständnis, verwies aber auf die deutschen Gesetze. Als das Mädchen schließlich in Tränen ausbrach, streichelte ihm die Kanzlerin über den Kopf und versuchte es zu trösten. Dafür war Merkel im Internet vielfach kritisiert worden.

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