Somalia:Niemand zählt die Leichen in den Straßen von Mogadischu

Die Kämpfe zwischen den islamischen Rebellen und somalischen und äthiopische Soldaten hören nicht auf. Die Rebellen haben sich in Wohngebieten der somalischen Hauptstadt verschanzt - die Opfer sind die Zivilisten.

Die islamischen Rebellen und die Soldaten lieferten sich den vierten Tag in Folge erbitterte Gefechte. Da sich die Rebellen inmitten von Wohngebieten verschanzt haben, kamen zahllose unbeteiligte Bewohner ums Leben.

Mogadischu, AFP

Die Rebellen haben sich in den Wohngebieten Mogadischus verschanzt - die Menschen können ihre Häuser nicht mehr ohne Lebensgefahr verlassen.

(Foto: Foto: AFP)

Der Dauerbeschuss mit Mörsergranaten, schwerer Artillerie und Maschinengewehren verhinderte, dass die Leichen geborgen werden konnten.

,,Nur die Zivilisten sterben''

,,Die Opfer sind Zivilisten'', sagte die 45-jährige Khadijo Farah Warsame, Mutter von sieben Kindern. ,,Nur die Zivilisten sterben und werden verletzt.'' Genaue Zahlen über die Zahl der Toten kann bislang niemand nennen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) spricht von Dutzenden Toten und mehr als 220 Verletzten. Die äthiopische Regierung gab an, dass ihre Truppen mehr als 200 Aufständische getötet hätten.

Da alle Märkte und Läden geschlossen bleiben, wird die Ernährungslage für die von den Kämpfen eingeschlossenen Bewohner zunehmend kritisch. Die Krankenhäuser sind überfüllt, die Patienten liegen in den Gängen. Viele Einwohner versuchen, vor den Kämpfen zu fliehen. Seit Anfang Februar sind 58.000 Bewohner aus Mogadischu geflohen.

Der somalische Regierungssprecher Hussein Mohamud Hussein machte ausländische Terroristen für die Eskalation der Lage verantwortlich. Das Terrornetzwerk Al Kaida habe zusätzliche Kämpfer nach Mogadischu geschickt. Die Aufständischen sind offenbar Anhänger der Miliz Rat der Islamischen Gerichte, die im Dezember von der Macht verdrängt wurde, als somalische Truppen mit Unterstützung von äthiopischen Einheiten gegen sie vorrückten.

Tausende Tonnen Waffen in der Stadt

In dem halben Jahr, in dem die Miliz die Regierung in Mogadischu stellte, wurden offenbar tausende von Tonnen Waffen und Munition in die Hauptstadt gebracht und versteckt. Somalia ist schon seit 1991 ohne stabile Zentralregierung.

Damals stürzten mehrere Rebellengruppen den langjährigen Machthaber Mohamed Siad Barre. Der Versuch der Vereinten Nationen, mit Interventionstruppen die Lage zu beruhigen, endete im Chaos. Die US-Truppen wurden nach heftigen Kämpfen 1994 abgezogen, im Jahr darauf wurde die UN-Mission beendet.

Die 2004 gebildete Regierung hat es bisher nicht vermocht, größere Wirkung zu entfalten. Auch die mit einem neuen UN-Mandat von der Afrikanischen Union gebildete Friedenstruppe war bislang nicht in der Lage, die Situation zu stabilisieren.

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