Somalia:Islamisten ziehen sich aus Mogadischu zurück

Die islamistischen Milizen haben nach Angaben eines ihrer Führer die Hauptstadt Somalias aufgegeben. Der UN-Sicherheitsrat konnte sich auch am zweiten Tag seiner Beratungen nicht auf eine gemeinsame Erklärung zur Lage in dem afrikanischen Land einigen.

Seine Truppen hätten sich aus der Stadt zurückgezogen, sagte der Chef der islamischen Gerichte in dem Land am Horn von Afrika, Scheich Scharif Scheich Ahmed, im arabischen Nachrichtensender El Dschasira.

Kämpfer der islamischen Milizen; dpa

Kämpfer der islamischen Milizen

(Foto: Foto: dpa)

Somalische Regierungstruppen sind unterdessen mit äthiopischer Unterstützung weiter auf Mogadischu vorgerückt. Truppen somalischer Clans begannen, die Kontrolle zu übernehmen, wie Anwohner und ein AP-Reporter beobachteten. Regierungssprecher Abdirahman Dinari hatte zuvor berichtet, es gebe Gespräche über eine friedliche Übergabe der Stadt.

Der UN-Sicherheitsrat in New York konnte sich am Mittwoch den zweiten Tag in Folge nicht auf einen Aufruf zu einem sofortigen Waffenstillstand in Somalia einigen. Wie am Vortag scheiterte die Erklärung an unterschiedlichen Standpunkten zu den ausländischen Truppen in Somalia.

Keine Einigung im Weltsicherheitsrat

Katar verlangte den sofortigen Abzug der äthiopischen und anderer ausländischer Soldaten, während die anderen 14 Sicherheitsratsmitglieder dies nach Diplomatenangaben ablehnten. Die meisten hätten zunächst auf die Wiederaufnahme von Gesprächen seitens der Konfliktparteien und eine politische Vereinbarung zur Stabilisierung der Lage gepocht.

Der amtierende US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, Alejandro Wolff, nannte den Ausgang der Sitzung "beklagenswert". Eine Einigung sei "sehr nahe" gewesen. Doch Katar, das derzeit einzige arabische Land im UN-Sicherheitsrat, das im Dezember dessen Vorsitz innehat, habe auf dem Abzug der ausländischen Truppen bestanden.

Dem hätten die übrigen Mitglieder des Sicherheitsrats nicht folgen können. Wollf sagte, einer so "komplexen" Lage wie in Somalia könne nicht einfach mit der Forderung nach Abzug der äthiopischen Truppen begegnet werden.

Afrikanische Union fordert Abzug

Die US-Regierung hatte sich zuvor offen hinter die äthiopische Militärintervention in Somalia gestellt. Auch andere Delegationen wiesen darauf hin, dass sich die äthiopischen Truppen auf Bitten der bedrängten somalischen Übergangsregierung in dem Nachbarland befänden.

Dagegen hatten die Afrikanische Union, die Arabische Liga und Kenia gefordert, Äthiopien solle die militärische Unterstützung der Übergangsregierung im Nachbarstaat Somalia gegen die islamistischen Milizen umgehend beenden.

Mit der militärischen Intervention Äthiopiens sind die Kämpfe in Somalia in den vergangenen Tagen eskaliert. Äthiopien unterstützt die international anerkannte somalische Übergangsregierung gegen die islamistischen Milizen. Somalia hat seit dem Sturz von Staatschef Mohamed Siad Barré im Jahr 1991 keine funktionierende Zentralregierung mehr.

(AFP/AP)

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: