Söder:Gurren, gockeln, gütlich tun

Der politische Aschermittwoch in Passau war eine inoffizielle Amtseinführung.

Von Heribert Prantl

Zu Passau im Dom steht eine der größten Orgeln der Welt; sie verfügt über 17 974 Pfeifen. Der Dom heißt St. Stephan, nicht St. Markus; aber Markus Söder hat sich bei seiner Aschermittwochsrede inspirieren lassen von dieser Nachbarschaft und alle Register gezogen, die er erwischen konnte. Seine Grundmelodie war das Lied "Ein Hund bin ich schon", und die Selbstbegeisterung sprang dem Orgler aus allen Knopflöchern. Er gurrte, gluckste und tat sich gütlich am eigenen Glück, nun Ministerpräsident werden zu dürfen. Dieser Aschermittwoch war der Beginn der Feierlichkeiten zur Amtseinführung.

Inhaltlich bot die Rede kaum Neues, aber Söder verstand es, seine Leute mit bayerischer Bauchpinselei und einem konservativen Potpourri zu begeistern, das die beliebten Reizworte Lufthoheit und Burka enthielt und nicht davor zurückschreckte, das Kreuz zum Symbol für die CSU-Politik und die ihr angeblich innewohnende Nächstenliebe zu erklären. Letzteres war unverschämt, aber ein Schuss Unverschämtheit gehört seit jeher zum politischen Aschermittwoch, der eigentlich ein Tag der Demut ist. Häme über die SPD musste auch sein, aber in kleiner Dosis, denn man will ja mit ihr in der Groko regieren; und die eigenen Chaos-Tage der CSU liegen nicht lange zurück.

Olaf Scholz, der hanseatische Sozialdemokrat, hatte es in Vilshofen schwerer als Söder in Passau. Aber immerhin kann die CSU der SPD ein Beispiel dafür sein, wie schnell man Chaos wieder hinter sich lassen kann.

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