Skandal um Bo Xilai in China:Familie von ermordetem Briten fordert Entschädigung

Bo Xilai

Bo Xilai - die Ermordung des Briten Neil Heywood brachte auch ihn zu Fall.

(Foto: REUTERS)

Der Mord an Neil Heywood brachte den Skandal um Bo Xilai ins Rollen. Der gestürzte chinesische Spitzenpolitiker steht wegen Korruption vor Gericht, seine Frau wurde wegen des Mordes an dem Briten verurteilt. Nun äußert sich Heywoods Mutter und verlangt von China, die "Konsequenzen des Verbrechens" zu mildern. Es geht um Millionen.

Die Familie des Briten Neil Heywood, dessen Ermordung den Skandal um Chinas Spitzenpolitiker Bo Xilai ins Rollen gebracht hatte, verlangt Entschädigung in Millionenhöhe. Die Familie fordere 30 bis 50 Millionen Yuan (3,6 bis 6,1 Millionen Euro), berichtete der chinesische Anwalt Li Xiaolin der Nachrichtenagentur dpa in Peking. Der bekannte Jurist gilt als Vertrauter der Familie des gestürzten Politbüromitglieds Bo Xilai. Zuvor hatte die Mutter des Ermordeten im Wall Street Journal (WSJ) ein Statement zu dem Fall veröffentlicht.

Heywood war im November 2011 in einem Luxushotel in Chongqing tot aufgefunden worden. Im August 2012 wurde Gu Kailai, die Frau des ehemaligen Spitzenkaders Bo Xilai, wegen der Ermordung Heywoods zu einer Todesstrafe auf Bewährung verurteilt. Sie soll mit Hilfe des Geschäftsmannes versucht haben, Geld ins Ausland zu schaffen. Als der Plan aufzufliegen drohte, soll sie den Briten vergiftet haben, um die Karriere ihres Mannes zu retten - vergeblich, wie sich nach Bekanntwerden der Tat zeigte.

Die Mutter des Ermordeten hat ihr Schweigen jetzt gebrochen. Sie habe sich bislang allen öffentlichen Stellungnahmen verweigert, schreibt Ann Heywood im WSJ. Und das, obwohl in den Monaten nach dem Tod ihres Sohnes vor mehr als eineinhalb Jahren immer klarer geworden sei, dass Neil ermordet worden sei und dass "prominente chinesische Amtsträger, inklusive eines Mitglieds des Politbüros der Kommunistischen Partei und ein Reihe führender Polizeibeamte in den Mord und dessen systematische Verschleierung verwickelt waren".

Doch ihre größte Sorge gelte nun den zwei Kindern des Ermordeten, die jetzt acht und zwölf Jahre alt seien, und deren ungesicherter finanzieller Zukunft. Ann Heywood zeigt sich enttäuscht, dass die chinesischen Behörden auf diskrete Vorstöße nicht reagiert hätten. Sie fordert nun von den führenden Politikern Chinas, "Entschlossenheit und Mitgefühl", damit die "Konsequenzen des furchtbaren Verbrechens gemildert" werden könnten.

Die Enthüllungen um den Mord an Heywood hatten den größten Skandal in der jüngeren Geschichte der Kommunistischen Partei Chinas ins Rollen gebracht und zum Sturz des ehrgeizigen Parteichefs von Chongqing geführt. Bo Xilai selbst soll voraussichtlich noch diesen Monat wegen Korruption und Amtsmissbrauchs vor Gericht gestellt werden. Unklar ist, inwieweit ihm dabei auch vorgeworfen wird, den Mord seiner Frau an dem befreundeten Geschäftsmann vertuscht zu haben. Dem 64-jährigen Bo Xilai droht eine hohe bis lebenslange Haftstrafe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: