Simbabwe:Das "Krokodil" übernimmt

Krise in Simbabwe

Von Regime-Treuen herbeigesehnt, von Kritikern für seine Skrupellosigkeit gefürchtet: Emmerson Mnangagwa wird aller Voraussicht nach von Freitag an Simbabwes Staatsoberhaupt sein.

(Foto: Ben Curtis/dpa)

Der Machtwechsel soll offenbar schnell vonstatten gehen: Am Freitag wird Mugabes Ex-Stellvertreter Mnangagwa als neuer Präsident vereidigt.

Nach dem Rücktritt von Präsident Robert Mugabe hat sich Simbabwes designierter Präsident Emmerson Mnangagwa erstmals nach seiner Rückkehr in seine Heimat in der Öffentlichkeit gezeigt. Das Land werde Zeuge einer "neuen und sich entfaltenden Demokratie", sagte Mnangagwa am Mittwoch vor einer riesigen Menschenmenge in der Hauptstadt Harare. Der Wille des Volkes werde immer siegen. Ein Sprecher hatte ihn zuvor als "Präsident-im-Wartestand" angekündigt. Mnangagwa soll nach dem Wunsch der Regierungspartei das Präsidentenamt übernehmen.

Offenbar soll der Machtwechsel sehr schnell vollzogen werden. Parlamentspräsident Jacob Mudenda sagte am Mittwoch, die Regierungspartei Zanu-PF habe ihn informiert, dass Mnangagwa nominiert worden sei als Nachfolger des 93-jährigen Mugabe und am Freitag vereidigt werden solle. Der greise Präsident hatte 37 Jahre lang über das Land geherrscht, am Dienstag hatte er unter Druck seiner Partei und des Militärs seinen Rücktritt erklärt, das Verfahren zur Amtsenthebung lief bereits.

Mnangagwa ist seit Jahrzehnten Teil des diktatorischen Systems

Mnangagwa war von Mugabe als sein Stellvertreter Anfang November entlassen worden, was die Machtübernahme des Militärs Mitte vergangener Woche ausgelöst hatte. Der 75-Jährige floh nach seiner Absetzung nach Südafrika, weil er um seine Sicherheit fürchtete. Mnangagwa besitzt sowohl das Vertrauen der Zanu-PF als auch der simbabwischen Militärführung. Er soll das südafrikanische Land bis zu den Wahlen im kommenden Jahr regieren.

Mnangagwa war unter Mugabe unter anderem Chef des Geheimdienstes und Justizminister. Seit den Zeiten des Unabhängigkeitskampfes war er Mugabes politischer Ziehsohn, er gehört seit Jahrzehnten zur Elite Simbabwes und ist Teil des diktatorischen Systems des Präsidenten gewesen. Der greise Machthaber schasste ihn vor rund zwei Wochen, offenbar um seine Frau Grace in das Amt des Vize-Präsidenten zu hieven. Menschenrechtler sehen Mnangagwa als einen Verantwortlichen für die Massaker in der Region Matabeleland, bei denen in den Achtzigerjahren Tausende Menschen getötet wurden. Seiner Skrupellosigkeit wegen erhielt Mnangagwa den Spitznamen "das Krokodil".

Nach dem Rücktritt des unter Hausarrest stehenden Mugabe erklärte Mnangagwa, er wolle einen friedlichen Machtwechsel. Er sei bereit, sich den politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen des Landes zu stellen. Von Südafrika aus warf er Mugabe, dessen Frau und Funktionären vor, nur ihre Interessen verfolgt zu haben.

Der simbabwische Oppositionsführer Morgan Tsvangirai forderte so bald wie möglich freie Wahlen, um aus dem Land wieder eine Demokratie zu machen. Auch ausländische Politiker forderten dies. Der amerikanische Außenminister Rex Tillerson sagte: "Der Weg vorwärts muss zu freien und fairen Wahlen führen." Die Außenbeauftragte der EU, Federica Mogherini, unterstrich, es sei wichtig, dass ein offener Dialog für eine demokratischere Zukunft eingerichtet werde, um die notwendigen Reformen zu beschleunigen. Die Europäische Union sei bereit, diesen Prozess zu begleiten, sagte Mogherini.

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