Siemens:Erster Fehler

Konzernchef Kaesers schlechte Kommunikation.

Von Thomas Fromm

Es geht bei Siemens um Tausende von Arbeitsplätzen, um komplette Standorte und um eine zentrale Frage: Wie wird Konzernchef Joe Kaeser mit dem Beschäftigungspakt verfahren, der seit 2010 gilt und der nur ausgesetzt werden kann, wenn Betriebsrat und IG Metall dem zustimmen? Sollte der Vorstandsvorsitzende gegen den Willen der Arbeitnehmerbank taktieren, droht ihm der größte Streit seiner Amtszeit. Dies würde eine Eskalation bedeuten, die weder er noch das Unternehmen gebrauchen können in Zeiten von Konzernumbau und technologischem Wandel. Ein Riss ging schon in dieser Woche durch das Unternehmen: Betriebsräte wollten in München mehr wissen zum Mega-Sparplan und bekamen stattdessen einen Lagebericht.

Das war ein eklatanter Kommunikationsfehler, zumal erste dramatische Zahlen zum Abbauplan längst auf dem Markt sind. Man hätte sie dementieren oder bestätigen können; oder zumindest mit den Arbeitnehmervertretern erörtern.

Die Frage ist nicht, ob Kaeser etwas in seinem kriselndem Geschäft mit Gasturbinen und Großkraftwerken unternehmen muss. Ja, das muss er, denn der Markt dafür bricht nicht zuletzt wegen der Energiewende weg. Nur: Wenn er jetzt ohne Absprache mit den Betriebsräten Werke schließt, dann hat dies Auswirkungen auf die gesamte Konzernkultur. Es sind jetzt viel Diplomatie und Fingerspitzengefühl nötig. Sonst wird Siemens auf Jahre hin beschädigt.

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