Facebook-Foto in Israel:Schlaflos in der Knesset

Sexy Pose im Büro, auf dem nackten Oberkörper liegt nur ein Hemd: Darf sich ein Politiker so zeigen? Israel streitet über ein Facebook-Foto des Abgeordneten Boaz Toporovsky. Der Knesset-Sprecher warnt vor unangemessenem Verhalten - während die Kreativen im Internet mit dem Bild viel Spaß haben.

Es ging heiß her in der Knesset. Das israelische Parlament hatte darüber zu entscheiden, ob in das Komitee, das Richter des Rabbinergerichts auswählt, künftig auch Frauen aufgenommen werden. Ultraorthodoxe Abgeordnete wehrten sich erbittert dagegen und so zog sich die Verhandlung bis in die frühen Morgenstunden des Dienstags hin. Am Ende gewannen die Befürworter die Abstimmung mit 33:12 Stimmen. Das Gesetz war durch - um vier Uhr morgens.

Zu spät, um noch nach Hause zu gehen, sagte sich der Abgeordnete Boaz Toporovsky, 32, und ging in sein Knesset-Büro. Dort zog er sich das Hemd aus, legte sich hin, deckte sich mit dem Hemd zu und fotografierte sich. Das Foto stellte er auf sein Facebook-Profil - und schrieb dazu: "4:51 Uhr, ich werde jetzt in meinem Knesset-Büro schlafen. Es ist das erste Mal, dass ich in meinem Büro übernachte. Zum Glück gibt es hier eine Dusche."

Boaz Toporovsky Facebook Knesset

Playboy in der Knesset? der Abgeordnete Boaz Toporovsky.

(Foto: Screenshot Facebook)

In Windeseile verbreitete sich das Bild durch die sozialen Netzwerke. Und die Reaktionen waren nicht gerade schmeichelhaft. Vor allem Frauen störten sich an der Pose des Parlamentariers. Wie ein junger Playboy sehe er aus, schrieben israelische Medien. "Ich hoffe, Sie waren betrunken", kommentierte wütend ein Facebook-User das Foto. Auf Toporovskys Profil waren aber auch anerkennende Kommentare ("sexy") zu lesen.

Nicht begeistert war Yuli Edelstein, der israelische Knesset-Sprecher. Der konservative Likud-Politiker schrieb als Reaktion einen Brief an alle Abgeordneten. Seine Bitte: Politiker mögen von einem Verhalten absehen, das die Knesset in Verruf bringt. Schließlich würden die Wähler ganz genau verfolgen, was die Parlamentarier machten. Diese müssten deshalb ein Vorbild für die Bürger sein, heißt es in dem Schreiben.

Während die Knesset zur Zurückhaltung aufruft, haben die User im Internet jede Menge Spaß mit Toporovskys Playboy-Foto. Mal werden dem Abgeordneten die Lippen verführerisch per Photoshop aufgespritzt, mal wird er in die Clique der TV-Serie Beverly Hills 90210 hineinmontiert.

Es ist nicht das erste Mal, dass Politiker in Israel sich mit den sozialen Netzwerken schwer tun. Finanzminister Yair Lapid hatte im März in einem Facebook-Eintrag seine Sympathien für die israelische Mittelschicht ausdrücken wollen und das Beispiel einer jungen Frau angebracht, die 4000 Euro im Monat verdient. Übersehen hatte Lapid, der auch Parteichef von Boaz Toporovsky ist, dass sie damit in Israel zu den Top-Verdienern zählen würde - was die Presse genüsslich ausbreitete.

Boaz Toporovsky hat aus der Geschichte gelernt, wie er auf Facebook schrieb: "Von nun an werde ich im Anzug schlafen."

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