Serbien und die EU:Ein Land ist nicht reif

Die EU ist derzeit nicht bereit, Serbien den Kandidatenstatus zu verleihen - Staatschef Tadic sollte das nicht wundern: Er hat das Pokerspiel um die Kontrolle des nördlichen Kosovos zu weit getrieben und die Nachkriegsordnung auf dem Balkan in Frage gestellt. Serbien steht sich auf dem Weg nach Brüssel selbst im Weg.

Enver Robelli

Diese Entwicklung war erwartet worden, und Serbiens Staatschef Boris Tadic sollte darüber nicht erstaunt sein: Die EU ist derzeit nicht bereit, dem Balkanland den Kandidatenstatus zu verleihen. Mehrere Mitgliedsstaaten sind der Meinung, dass Serbien dafür nicht reif ist.

Serbia's President Tadic delivers a speech during the Party of European Socialists Progressive Convention in Brussels

Serbiens Staatschef Boris Tadic: Wohlkalkuliert die Nachkriegsordnung auf dem Balkan in Frage gestellt.

(Foto: REUTERS)

Anlass dazu hat die Führung in Belgrad in den letzten Monaten mehrmals gegeben. Das Pokerspiel um die Kontrolle des mehrheitlich serbisch besiedelten Nordens des Kosovo wurde zu weit getrieben. Wohlkalkuliert hat Tadic die Nachkriegsordnung auf dem Balkan in Frage gestellt. Er hat ein Klima geschaffen, in dem hochrangige Politiker seiner Regierung wieder über einen Waffengang ums Amselfeld schwadronieren.

Ende November wurden deutsche und österreichische Soldaten der Friedenstruppe Kfor unter Beschuss genommen, von serbischen Extremisten in Nordkosovo. Die wurden von Belgrad lange unterstützt und sind jetzt kaum kontrollierbar. An Warnungen vor dieser verhängnisvollen Strategie hat es nicht gefehlt. Deutlich war hier auch Angela Merkel.

Erst in letzter Minute zeigte sich Serbien bei den Gesprächen mit der Kosovo-Regierung in Brüssel kompromissbereit. Auch deshalb hat die EU am Freitag die Tür nicht ganz zugeschlagen: Sollte Serbien bis zum März das Abkommen über gemeinsame Grenzkontrollen mit Kosovo umsetzen und endlich die Isolation des Nachbarlandes aufheben, dann könnte Präsident Tadic pünktlich vor der Parlamentswahl mit dem Kandidatenstatus belohnt werden.

Die Gefahr ist aber groß, dass auch der eigentlich prowestliche Tadic der Versuchung erliegt, bis zum Urnengang die patriotische Karte zu spielen. Auf dem Weg nach Brüssel steht sich Serbien selbst im Weg.

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