Proteste beim Confed-Cup:Rio de Janeiro erwartet Millionen-Demonstration

Es soll die größte Demonstration gegen die Misswirtschaft in Brasilien werden. Wenn heute Abend Spanien im Maracanã-Stadion auf Tahiti trifft, erwartet die Fifa eine Million Demonstranten in Rio de Janeiro. Eine "unangenehme Situation", meint der Fußballverband.

Bisher waren es Hundertausende, jetzt soll es eine ganze Million sein. Mehrere Gruppen haben im Rahmen des Spiels Spanien-Tahiti im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro Proteste angekündigt. Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke rechnet mit einer Million Demonstranten. Dies sagte der Franzose am Rande der Confed-Cup- Begegnung zwischen Gastgeber Brasilien und Mexiko in Fortaleza der Nachrichtenagentur dpa. "Wir können nichts tun", sagte Valcke. "Das ist eine unangenehme Situation für alle Beteiligten. Niemand ist damit glücklich."

Nach tagelangen Massenprotesten haben Brasiliens Demonstranten mit der Rücknahme der Preiserhöhung im Nahverkehr zwar eines ihres wichtigsten Ziele erreicht - trotzdem gingen auch in der Nacht wieder Tausende im ganzen Land auf die Straße. In Niterói bei Rio de Janeiro kam es zu Zusammenstößen mit Sondereinheiten der Polizei, die Tränengas einsetzten. Auch in São Paulo zogen wieder Tausende Menschen über die zentrale Avenida Paulista.

Zuvor war es auch im Rahmen des Spiels von Brasilien gegen Mexiko in Fortaleza zu Ausschreitungen gekommen. Augenzeugen berichteten von Verletzten. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas gegen steinewerfende Demonstranten ein.

Nach einem langen wirtschaftlichen Aufschwung in Brasilien wächst die Unzufriedenheit mit der Regierung. Viele Brasilianer sind besorgt, weil die Wirtschaft nicht mehr so stark wächst wie gewohnt und die Preise trotzdem spürbar steigen.

So rechnet der Internationale Währungsfonds für dieses Jahr mit einem BIP-Wachstum von drei Prozent und einer Inflationsrate von rund sechs Prozent. Auch die steigende Kriminalität sorgt für Unmut.

Zumindest die Fahrpreise wurden wieder gesenkt. Landesweit wurden Fahrpreiserhöhung für Busse und U-Bahnen zurückgenommen. Der Gouverneur von São Paulo, Geraldo Alckmin, und der Bürgermeister von Rio de Janeiro, Eduardo Paes, teilten dies am Mittwoch mit. Zuvor waren bereits in einigen kleineren Städten die Fahrpreiserhöhungen wieder gestrichen worden.

Busse und Bahnen sind für Millionen Brasilianer die einzige Möglichkeit, zur Arbeit zu kommen. Die Proteste hatten sich an den Fahrpreiserhöhungen entzündet, richteten sich später aber auch gegen Korruption, Polizeigewalt, mangelnde Bildungschancen und eine unzureichende Gesundheitsversorgung.

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