Selbstmordattentate:Innerhalb von 24 Stunden drei große Anschläge in Afghanistan

Afghanistan - Kabul

Stadtansicht von Kabul (Archivbild 2012).

(Foto: dpa)
  • In einer Moschee im Westen von Kabul hat mutmaßlich ein Selbstmordattentäter eine Bombe gezündet und mindestens 56 Menschen getötet. Der sogenannte IS hat sich zu der Tat bekannt.
  • In der Provinz Ghor im Zentrum des Landes kam es kurz darauf ebenfalls zu einem Anschlag. Dort kamen mindestens 33 Menschen ums Leben.
  • Bei einem Attentat am Samstag wurden mindestens 15 afghanische Rekruten beim Verlassen der Kabuler Militärakademie getötet.

Bei Anschlägen in Afghanistan sind am Freitag und Samstag mindestens 94 Menschen getötet worden. Die Anschläge zielten vor allem auf Schiiten ab, aber auch auf Soldaten: In Kabul tötete ein Selbstmordattentäter mindestens 15 afghanische Rekruten, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Die jungen Soldaten hätten in einem Kleinbus die Militärakademie verlassen und seien von einem Attentäter, der zu Fuß unterwegs war, angegriffen worden.

Davor sind bei Anschlägen auf zwei schiitische Moscheen mindestens 89 Menschen getötet worden. In der Imam-Zaman-Moschee im Westen der Hauptstadt Kabul hat vermutlich ein Selbstmordattentäter eine Bombe gezündet. Wenig später wurde ein Attentat auf eine Moschee in der Provinz Ghor im Zentrum des Landes gemeldet.

Nach dem Anschlag auf die Kabuler Moschee war zunächst von einer Explosion die Rede, andere Quellen berichteten, ein Bewaffneter habe während des Freitagsgebets in die Menge geschossen. Die IS-Miliz hat sich zu dem Anschlag bekannt und angegeben, der Täter habe eine Sprengstoffweste getragen. Die Zahl der Todesopfer ist bis Samstagmorgen auf mindestens 56 gestiegen. Die ersten Toten wurden bereits beigesetzt. Weitere 55 Menschen seien bei der Attacke vom Freitag verletzt worden, sagt Hafisullah Hafis, Sprecher des Innenministeriums.

In der Provinz Ghor sind mindestens 33 Menschen ums Leben gekommen, berichtet die örtliche Polizei. Dort soll ein führender Politiker unter den Toten sein. Er war erbitterter Gegner der Taliban und könnte den Behörden zufolge das Ziel des Anschlags gewesen sein.

Schiiten immer wieder Ziel von Anschlägen

Es ist bereits der dritte Anschlag auf eine schiitische Moschee in Kabul binnen zwei Monaten. Ende September waren bei einem Angriff auf eine schiitische Moschee sieben Menschen getötet worden, Ende August starben bei einem weiteren Anschlag mindestens 28 Menschen. Ein ähnliches Attentat gab es Anfang August auch in der westafghanischen Stadt Herat, damals kamen 29 Menschen ums Leben. Meist fanden die Anschläge während des Freitagsgebets oder eines hohen muslimischen Feiertags statt. Die vergangenen Attentate hat die Terrormiliz Islamischer Staat ebenfalls für sich reklamiert.

In den vergangenen Wochen hat die US-Luftwaffe angesichts des Wiedererstarkens der Islamisten vermehrt Einsätze in Afghanistan geflogen. In einem Bericht der Streitkräfte heißt es, der September sei ein "Rekordmonat" gewesen für abgefeuerte Munition in Afghanistan seit 2012, "mit 751 Geschossen gegen Taliban und (die Terrormiliz) Islamischer Staat".

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