Selbstmordattentäter:Iraks Armee stoppt IS-Angriff auf Raffinerie

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Ein Großangriff der Dschihadisten auf die Erdölraffinerie Baidschi nördlich von Bagdad ist nach Angaben der irakischen Armee gescheitert. Die UN warnen vor einem Massaker der IS-Milizen in der Kleinstadt Amerli.

  • Die irakische Armee hat laut eigener Auskunft Selbstmordattentate auf die Erdölraffinerie Baidschi nördlich von Bagdad abgewehrt.
  • Britische Geheimdienste wollen Mörder des US-Journalisten Foley identifiziert haben.
  • Die UN warnt vor einem Massaker der sunnitischen IS-Extremisten an der überwiegend schiitischen Bevölkerung in der nordirakischen Kleinstadt Amerli.
  • Bei drei Bombenanschlägen in Kirkuk kommen mindestens 23 Menschen ums Leben.
  • In Erbil und Bagdad explodieren Autobomben - drei Menschen sterben.

Angriff der IS-Miliz auf Erdölraffinerie gescheitert

Die irakische Armee hat nach eigenen Angaben einen Großangriff der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) auf die Erdölraffinerie Baidschi nördlich von Bagdad abgewehrt. 30 Extremisten seien bei den Kämpfen ums Leben gekommen, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte. Angaben zu Verlusten der irakischen Armee gab es nicht.

Mehrere Selbstmordattentäter hätten den Eingang der Raffinerie attackiert, hieß es weiter. Die irakische Armee erhielt demnach Unterstützung von Kampfflugzeugen. In Baidschi, rund 200 Kilometer nördlich von Bagdad, liegt eine der größten Erdölraffinerien des Iraks. Die Terrorgruppe versucht seit Wochen, das Gelände einzunehmen.

Die USA flogen am Samstag derweil einen weiteren Angriff gegen IS-Kräfte nahe dem Mossul-Staudamm im Nordirak. Es war der 94. Luftschlag seit dem 8. August, wie das US-Zentralkommando mitteilte.

Foley-Mörder identifiziert

Geheimdienste fahnden nach intensiv nach dem Mörder des US-Journalisten James Foley. Jetzt soll immerhin klar sein, wer der IS-Kämpfer ist. Die Sunday Times berichtet , britische Geheimdienste hätten ihn identifiziert. Die Zeitung schreibt weiter, dass ihre Geheimdienstquellen keine weiteren Angaben machten, nennt gleichwohl einen 23-jährigen Londoner als Verdächtigen.

UN: Amerli droht Massaker durch IS-Miliz

In der nordirakischen Kleinstadt Amerli droht nach Einschätzung der Vereinten Nationen (UN) ein Massaker der sunnitischen IS-Miliz an der überwiegend schiitischen Bevölkerung. Der UN-Sondergesandte für den Irak, Nickolai Mladenow, sagte am Samstag in Bagdad, die Dschihadisten belagerten die Stadt seit fast zwei Monaten, wodurch die Lieferwege für Wasser und Lebensmittel abgeschnitten seien. Die Lage der Menschen sei verzweifelt und erfordere ein sofortiges Eingreifen, "um ein mögliches Massaker an den Einwohnern zu verhindern".

Die Stadt liegt rund 170 Kilometer nördlich von Bagdad. Mladenow appellierte an die irakische Regierung, die Belagerung durch die Extremisten aufzubrechen und die Versorgung der "unsagbar leidenden" Menschen zu ermöglichen. "Die irakischen Verbündeten und die internationale Gemeinschaft sollten mit den Behörden zusammenarbeiten, um eine humanitäre Tragödie zu verhüten", sagte er laut einer Pressemitteilung.

Drei Bombenanschläge in Kirkuk

Bei drei Bombenanschlägen in der von Kurden kontrollierten Stadt Kirkuk im Nordirak kamen am Samstag mindestens 23 Menschen ums Leben, 127 weitere wurden verletzt, wie die irakische Nachrichtenseite Al-Sumaria News berichtete. Demnach explodierten im Zentrum zwei Autobomben, im Norden Kirkuks zündete ein Selbstmordattentäter einen Sprengstoffgürtel. Unter den Toten waren demnach auch Kämpfer der kurdischen Peschmerga-Einheiten. Diese hatten Mitte Juni die Kontrolle in Kirkuk übernommen, nachdem die irakische Armee vor der Terrorgruppe IS geflohen war. Die ölreiche Stadt rund 260 Kilometer nördlich von Bagdad gehört zwar nicht zu den kurdischen Autonomiegebieten, wird aber von den Kurden beansprucht.

Autobomben explodieren in Erbil und Bagdad

Eine Autobombe explodierte auch im Zentrum Erbils, der eigentlich sicheren Hauptstadt der kurdischen Autonomiegebiete. Der kurdische TV-Sender Rudaw berichtete von vier Verletzten. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) brach in der Nacht zum Sonntag mit einer Delegation zu einer Reise nach Erbil in den Nordirak auf.

In Bagdad attackierte ein Selbstmordattentäter die Zentrale des Geheimdienstes. Bei der Explosion einer Autobombe riss er drei Menschen mit in den Tod, wie Shafaaq News berichtete. Neun Menschen seien verletzt worden.

Nach Moschee-Attacke: Politiker ringen um Einheit im Irak

Nach dem verheerenden Angriff am vergangenen Freitag auf eine sunnitische Moschee nordöstlich von Bagdad mit Dutzenden Toten - vermutlich verübt von schiitischen Kämpfern - ringen die führenden irakischen Politiker um die Einheit des Landes. Präsident Fuad Massum, ein Kurde, rief alle Seiten zu äußerster Zurückhaltung auf, um weiteren Aufruhr zu vermeiden. Zuvor hatte bereits der designierte schiitische Regierungschef Haidar al-Abadi die Attacke verurteilt.

Ein Untersuchungsausschuss soll die Hintergründe der blutigen Moschee-Attacke ermitteln. Innerhalb von 48 Stunden sollten erste Ergebnisse vorliegen, sagte Parlamentspräsident Salim al-Dschaburi. Das Gremium bestehe aus Parlamentsabgeordneten und Vertretern des Sicherheitsapparats, zitierte die Nachrichtenseite Al-Sumaria News den sunnitischen Politiker.

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