Seehofer:Das Manöver

Der CSU-Chef ist ein cooler Hund, keine Frage. Wie der bayerische Ministerpräsident jetzt kämpft - und für wen.

Von Wolfgang Wittl

Selbst Parteifreunde, die Horst Seehofer nicht ausstehen können, gestehen ihm eines zu: Sie kennen keinen CSU-Politiker, der schwerer zu erregen ist als er. Salopp formuliert: Der CSU-Chef ist ein cooler Hund. Als Beleg dafür dienen die beiden Sitzungen vom Donnerstag.

Vor seinen größten Kritikern in der Landtagsfraktion lässt Seehofer durchblicken, er strebe eine friedliche Lösung im Machtkampf mit seinem Rivalen Markus Söder an. Allein der Satz, er stehe mit Söder "in intensivem Kontakt", lässt die Abgeordneten ins Verzücken geraten. Das zeigt zum einen die Sehnsucht nach Einheit in der CSU, zum anderen die Naivität, mit der die Partei ihrem Chef immer noch begegnet. Und später, im Parteivorstand, ist plötzlich keine Rede mehr davon, dass der Ministerpräsident spätestens 2018 Schluss machen will. Nun soll ein eilig installierter Beraterkreis auf Kandidatensuche gehen. Dabei hat die Fraktion ihren Kandidaten längst gefunden: Söder.

Seehofer hat durch das Manöver gewonnen, was Söder für seinen parteiinternen Wahlkampf verloren hat: wertvolle Zeit. Seehofer weiß, dass er als Ministerpräsident über 2018 hinaus keine Zukunft hat. Er kämpft jetzt nicht mehr für sich, er kämpft für andere - für Söders Gegner. Von ihnen gibt es mehr in der CSU, als der Fraktion lieb ist. Entschieden wird der Machtkampf auch in der Frage, wer die besseren Nerven hat. Auf diesem Feld muss Söder erst noch zeigen, ob er es mit Seehofer aufnehmen kann.

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