Schweiz:Abhängig von Atomkraft

Die Schweizer wollen ihre AKWs behalten; sie fürchten um ihre Autarkie.

Von Charlotte Theile

Atomkraft? Ja, bitte! Die Schweizer haben am Sonntag einer Art der Energieerzeugung das Vertrauen ausgesprochen, die in Deutschland in wenigen Jahren verschwunden sein wird. Besonders hoch war die Zustimmung dort, wo die Atomkraftwerke stehen, und die Anwohner von der Schweizer Armee mit Kaliumjodtabletten versorgt werden, für den Fall der Fälle.

In diesen Gemeinden aber waren andere Argumente entscheidend: die Arbeitskräfte, die in den Kernkraftwerken gebraucht werden. Die Steuern, welche die Betreiber entrichten. Und sonst? Man sei gut informiert und vertraue den Betreibern der Kraftwerke, erklärten die Einwohner fast einstimmig. Eine andere Unwägbarkeit scheint den Schweizern, unabhängig von ihrer Entfernung zum nächsten Kraftwerk, mehr Bauchschmerzen zu bereiten: die Abhängigkeit von ausländischen Stromerzeugern. Wenn man sich auf diese verlassen müsse, sei die Versorgung des Landes gefährdet, argumentierte der Bundesrat. Mit Erfolg.

Kaum etwas ist der Schweiz so wichtig wie ihre Autarkie. Das lässt sich an der großen Bedeutung der Landwirtschaft und den sorgfältigen Vorkehrungen für Katastrophenszenarien aller Art ablesen. Da ist auch die Atomkraft nur ein weiteres Risiko, dem sich das Land stellen muss. Doch während viele Schweizer dieses Risiko für überschaubar halten - abhängig sein vom Ausland, das wollen sie lieber nicht.

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