Schweden:Zurück zur Wehrpflicht

Erst 2009 hatte Stockholm die Wehrpflicht abgeschafft. Jetzt erwägt die schwedische Regierung, Mädchen und Jungen wieder zum Militärdienst einzuziehen, und zwar von 2018 an. Schuld sind die Russen, die ihre Aktivitäten in der Region verstärkt haben.

Von Silke Bigalke, Stockholm

Es war eine dünne Mehrheit, mit der das schwedische Parlament 2009 die Wehrpflicht abgeschafft hat. Drei Stimmen gaben damals den Ausschlag, entsprechend umstritten war die Entscheidung. Wenn es nach den regierenden Sozialdemokraten geht, könnte sie nun rückgängig gemacht werden.

Eine Überraschung wäre es nicht: Spätestens seit der Krimkrise 2014 wurde in Schweden immer lauter über eine Rückkehr zur Wehrpflicht gesprochen. 2015 hatte die rot-grüne Regierung eine Studie zum Thema in Auftrag gegeben, die nun veröffentlicht wurde: Von 2018 sollten junge Frauen und Männer in Schweden wieder zum Militärdienst eingezogen werden können, um die ausgedünnten Truppen zu stärken. "Ich denke, eine Kombination aus Wehrpflicht und Freiwilligen-System wäre eine gute Sache", sagte Verteidigungsminister Peter Hultqvist dem Radio.

Zuvor hatte er erklärt, dass die Wehrpflicht eine "stabilere, robustere und funktionsfähigere Rekrutierung" bedeute. Endgültig beschlossen ist sie noch nicht. Vorher möchte die Regierung bis Anfang 2017 Meinungen von Behörden, Gemeinden und anderen Gruppen einholen.

Die neue Wehrpflicht würde junge Männer und Frauen betreffen, jedoch nicht alle. Der Bericht schlägt vor, lediglich die Lücken, die die Freiwilligen lassen, mit Wehrpflichtigen zu füllen. Das könnten mehrere Tausend im Jahr sein, erklärte die Leiterin der Untersuchung, Annika Nordgren Christensen. Betroffen wären Schweden, die 1999 oder 2000 geboren wurden. Ihr Wehrdienst würde dann Anfang 2018 beginnen.

Verteidigungsminister Hultqvist strebt dieses Mal breite Unterstützung möglichst vieler Parteien an. Der Bericht sei dafür eine gute Grundlage: "Wir können uns nicht hinsetzen und sagen, alles ist okay, wenn das nicht der Realität entspricht", sagt er.

Schweden ist kein Nato-Mitglied, hat die Partnerschaft mit dem Bündnis allerdings vertieft und die Zusammenarbeit mit seinen Nachbarn in Verteidigungsfragen ausgebaut. Grund dafür ist, dass Russland seine Truppen in der Region verstärkt hat.

Immer wieder gab es Vorfällte mit russischen Fliegern, U-Booten und Schiffen im Ostseeraum.

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