Schüleraustausch:Die ferne nahe Welt

Die Begegnung zwischen neuen und alten Bundesländern ist sinnvoll.

Von Ulrike Heidenreich

Schüleraustausch, das klingt nach weiter Welt, nach High Schools in den USA, China und anderen fernen Ländern. Der neue Präsident der Kultusministerkonferenz, Helmut Holter, schlägt nun einen sehr naheliegenden Schritt vor: einen Schüleraustausch zwischen Ost und West, zwischen neuen und alten Bundesländern, zwischen Leipzig und Stuttgart. Das ist sinnvoll und verspricht für Schüler, ebenso spannend zu werden. 27 Jahre nach der deutschen Einheit gibt es ja immer noch große Unterschiede, wirtschaftlich wie kulturell.

Dieser Austausch dürfte für viele Schüler wie eine Expedition zur Terra incognita werden. Holter, thüringischer Bildungsminister der Linken, bemängelt zu Recht, dass Ost und West zu wenig miteinander redeten - über das, was war und heute ist. Heute ist: immer noch eine Ost-West-Lücke. Die Arbeitslosenquote ist höher im Osten, der Bruttodurchschnittslohn geringer. Die Bevölkerungsdichte ist niedriger. Bei der Lebenserwartung gibt es Unterschiede, beim Alter der Mütter bei der Geburt des ersten Kindes, bei der Belegung von Kindertagesstätten - und, und, und.

Es gibt das Gefühl des Abgehängtseins im Osten. Es gibt die Attitüde der Überheblichkeit im Westen. Wo, wenn nicht bei jungen Menschen, kann man da eine - innere - Wende schaffen? Verständnis für Werte, Ängste und andere soziale Umfelder. Nicht unbedingt die Sprache stünde dann an erster Stelle. Wobei auch Sächsisch oder Fränkisch ziemlich fremdartig klingen können.

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