Schröder und Chirac bei Putin:Umstrittenes Gipfeltreffen

Am Rande der Feiern zum 750. Geburtstag der russischen Exklave Kaliningrad hat Wladimir Putin Bundeskanzler Gerhard Schröder und Frankreichs Staatschef Jacques Chirac empfangen. Auf eine Einladung Polens und Litauens hat Putin verzichtet - und wurde dafür scharf kritisiert.

Bundeskanzler Gerhard Schröder sowie die Präsidenten Russlands und Frankreichs, Wladimir Putin und Jacques Chirac, sind in Swetlogorsk in der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad zusammengekommen. Bei dem Treffen in dem ehemaligen ostpreußischen Seebad Rauschen, knapp 50 Kilometer von Königsberg, soll der am Mittwoch in Schottland beginnende G8-Gipfel der führenden Industriestaaten vorbereitet werden.

Schröder, Putin, Chirac

Umstrittenes Treffen: Schröder, Putin und Chirac.

(Foto: Foto: AFP)

Ein weiteres Thema ist der Konflikt um das iranische Atomprogramm. Deutschland und Frankreich bemühen sich zusammen mit Großbritannien darum, die Führung in Teheran zum Verzicht auf die Wiederaufnahme der militärisch nutzbaren Urananreicherung zu bewegen.

Russland hat angeboten, fertige nukleare Brennstäbe nach Iran zu liefern, um so eine bessere internationale Kontrolle zu ermöglichen. Die USA werfen dem Iran vor, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Atomenergie heimlich am Bau von Atomwaffen zu arbeiten.

Staatschefs von Polen und Litauen nicht geladen

Russland hilft dem Iran beim Aufbau seines Atomprogramms, unter anderem in der Anlage in Buschehr am Persischen Golf. Dort soll im kommenden Jahr der erste von Russland gebaute Reaktor in Betrieb gehen. Angesichts der Kritik aus den USA erklärt Moskau immer wieder, der Iran habe das Recht auf eine friedliche Nutzung der Atomenergie.

Zur Sprache kommen dürfte bei dem Gespräch auch die russischen Vorbehalte gegen einen NATO-Beitritt der Ukraine sowie die für den Herbst geplanten Parlamentswahlen in Tschetschenien.

Am Nachmittag wollen Schröder und Putin die Königsberger Universität sowie das Grab des Philosophen Immanuel Kant am Dom der seit Kriegsende zu Russland gehörenden Stadt besuchen. Anlass für den ersten Besuch eines deutschen Regierungschefs in der Exklave Kaliningrad sind die Feiern zur Gründung Königsbergs vor 750 Jahren.

Angespannte Beziehungen

Polen und Litauen hatten die Einladung an Schröder und Chirac kritisiert. Die Nachbarstaaten Kaliningrads, die die Stadt seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 einschließen, wurden selbst nicht zu den Feierlichkeiten eingeladen. Zu beiden Staaten hat Russland angespannte Beziehungen.

Zuletzt hatte der litauische Präsident Valdas Adamkus aus Protest gegen die sowjetische Besatzung der Baltenrepubliken nach dem Zweiten Weltkrieg die Feiern zum 60. Jahrestag des Kriegsendes in Moskau boykottiert.

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