Schröder besucht Iran:Treffen hinter verschlossenen Türen

Ex-Bundeskanzler Schröder trifft in Iran den amtierenden Präsidenten Ahmadinedschad als auch Ex-Amtsinhaber Chatami.

Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder ist am Samstag in Teheran mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zusammengetroffen. Das Gespräch fand hinter verschlossenen Türen im Präsidialamt statt.

Schröder besucht Iran: Umstrittener Besuch: Altkanzler Schröder trifft  Ahmadinedschad.

Umstrittener Besuch: Altkanzler Schröder trifft Ahmadinedschad.

(Foto: Foto: Reuters)

Weder Ahmadinedschad noch Schröder haben sich näher zu den Inhalten des Treffens geäußert. In einer kurzen Presseerklärung des Präsidialamts hieß es lediglich, dass beide einen Meinungsaustausch über regionale und internationale Themen hatten.

Auch Schröder wollte das Treffen mit dem umstrittenen Präsidenten nicht kommentieren. Er sagte lediglich, dass es zwar Bereitschaft seitens des Iran für einen Neuanfang der Beziehungen zum Westen gäbe, die Entwicklung jedoch nicht so wie gewünscht verlaufe. Laut Schröder sollten sich Iran und der Westen zum Ziel setzen, aufgenommene Gespräche zum Erfolg zu führen und nicht - wie in den vergangenen Jahren - scheitern zu lassen.

Laut Augenzeugen fand das Treffen in einer angespannten und eher kühlen Atmosphäre statt. Schröder, der sich zu einem privaten Besuch im Iran aufhält, hatte zuvor Gespräche mit Parlamentspräsident Ali Laridschani und Außenminister Manuchehr Mottaki geführt. Im Gegensatz zu dem Treffen mit Ahmadinedschad fand ein weiteres Gespräch am Samstagabend mit Ex-Präsident Mohammed Chatami in einer entspannten Atmosphäre statt. "Wir sind ja gute alte Freunde und als wir beide noch im Amt waren, hatten die beiden Länder beste Beziehungen", sagte Chatami nach dem Treffen.

Schröder hatte bei seinen Treffen am Samstag mehrfach betont, der Iran solle nach drei Jahrzehnten das Angebot der neuen US-Regierung von Barack Obama zur Aufnahme eines Dialogs annehmen, um eine neue Ära in seinen Beziehungen zum Westen zu ermöglichen. Schröder zufolge könnte der Iran eine positive Rolle in Afghanistan spielen, etwa bei der Unterstützung der Regierung in Kabul und im Kampf gegen den Drogenhandel. Ahmadinedschad hatte mögliche Gespräche mit den USA begrüßt, aber gleichzeitig einen Kontakt auf Augenhöhe und mit Respekt gefordert.

Vor dem Treffen mit Ahmadinedschad hatte Schröder den iranischen Präsidenten für dessen Bemerkungen gegen die Existenz Israels und die Leugnung des Holocaust kritisiert. "Der Holocaust ist eine historische Tatsache, und es macht keinen Sinn, dieses einmalige Verbrechen zu leugnen", sagte Schröder am Samstag vor der iranischen Industrie- und Handelskammer in Teheran.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland kritisierte den Ex-Kanzler wegen des Treffens mit Ahmadinedschad scharf. "Herr Schröder fügt dem Ansehen der Bundesregierung und der Bundesrepublik Deutschland schweren Schaden zu", sagte der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, der in Hannover erscheinenden Neuen Presse.

Ahmadinedschad hatte vor zwei Jahren die Entfernung Israels aus dem Nahen Osten und dessen Verlegung nach Europa oder Amerika gefordert. Außerdem hatte er die historischen Dimensionen des Holocaust geleugnet und sie als "Märchen" bezeichnet.

Falls Iran als Regionalmacht international ernstgenommen werden wolle, so Schröder, sollte das Land auch Verantwortung übernehmen und internationale Regeln respektieren. Bemerkungen über den Holocaust würden nur von der zentralen Frage im Nahen Osten und der Suche nach einer gemeinsamen Lösung für den Konflikt zwischen Israel und Palästina ablenken, sagte Schröder weiter.

Die iranische Seite reagierte prompt auf die Kritik: "Um gemeinsame Lösungen zu finden, sollte man auch das jüngste Massaker an den Menschen in Gaza nicht vergessen und Israel dafür auf internationaler Ebene verurteilen", sagte Mohammad Nahawandian, Leiter der iranischen Industrie- und Handelskammer. Man könne ja nicht "die Entwicklungen im Nahen Osten mit zweierlei Maß messen".

Während seiner Amtszeit als Bundeskanzler hatte Schröder den Iran nie besucht. Nun ist er auf Einladung eines iranischen Neurochirurgen unterwegs, der in Schröders Heimatstadt Hannover lebt und den der Altkanzler seit vielen Jahren kennt. Am Sonntag soll der Ex-Kanzler noch die historische Stadt Isfahan in Zentraliran besuchen und von dort aus zurück nach Deutschland fliegen.

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