Schottland:Liebesentzug

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Der amerikanische Milliardär Donald Trump hatte zu Schottland immer eine besondere Beziehung. Nun aber gibt es Ärger: Viele Schotten empören sich über seine Äußerungen über Muslime.

Von Christian Zaschke

Zu Schottland hatte der amerikanische Milliardär Donald Trump immer eine besondere Beziehung. Seine Mutter stammt von der Hebrideninsel Lewis and Harris und wanderte als junge Frau in die USA aus. 2006 hatte die Regionalregierung Schottlands Trump zum internationalen Botschafter für die schottische Wirtschaft ernannt. Die Universität von Aberdeen verlieh ihm 2010 eine Ehrendoktorwürde. Trump war gern in Schottland.

Vor einigen Jahren überlegte er sich, ein Luxus-Golf-Resort an die unberührte schottische Ostküste nördlich von Aberdeen zu bauen. Einige Anwohner hielten die Idee für weniger gut, was sie in ziemlicher Direktheit zum Ausdruck brachten. Trotz seiner schottischen Ahnen dürfte Trump ein paar neue Schimpfwörter kennengelernt haben. Die örtliche Wirtschaft allerdings war begeistert. Nachdem Trump erst keine Baugenehmigung erhalten hatte, weil es Bedenken gab, inmitten schönster Natur ein Golf-Resort für Vermögende zu bauen, überwog schließlich die Aussicht auf die Investitionen. Der Bau wurde genehmigt, 2012 wurde die Anlage eröffnet.

Nachdem Trump Anfang der Woche gefordert hatte, es solle ein Einreiseverbot für Muslime in die USA verhängt werden, haben die Schotten reagiert. Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon entzog Trump den Titel des Botschafters. Seine Äußerungen hätten gezeigt, dass er für die Aufgabe nicht länger geeignet sei. Die Universität von Aberdeen erkannte Trump den Ehrendoktor ab. In einer Online-Petition auf der Website der britischen Regierung wird ein Einreiseverbot für Trump nach Großbritannien gefordert. Bis Freitag hatten mehr als 500 000 Menschen unterschieben - nie war in dem Land eine Petition erfolgreicher. Trump reagierte erzürnt und sagte, die Schotten sollten ihm dankbar sein für seine Investitionen. Die Querelen rund um den Bau der Golfanlage bei Aberdeen hat der Regisseur Anthony Baxter in dem Film "You've been trumped" dokumentiert. Darin weigert sich ein Farmer, sein Land trotz immer höherer Gebote an Trump zu verkaufen. Der Farmer sagt, was derzeit wohl viele denken im Vereinigten Königreich: "Er soll sein Geld nehmen und es sich in den Hintern stecken."

© SZ vom 12.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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