Schleswig-Holstein:Klarer Sieg für die CDU im Norden

In Schleswig-Holstein gewinnt der konservative Herausforderer Daniel Günther mit deutlichem Vorsprung. Die Küstenkoalition von SPD-Ministerpräsident Albig ist abgewählt, schwierige Regierungsbildung erwartet.

Von Jan Heidtmann

Die sogenannte Küstenkoalition von Ministerpräsident Torsten Albig ist abgewählt worden. Eindeutiger Sieger der Wahl in Schleswig-Holstein ist die CDU. Hochrechnungen zufolge kommt sie auf etwa 34 Prozent der Stimmen, die SPD auf 26,3 Prozent. Jens Spahn, Mitglied im Präsidium der Bundes-CDU, sagte, das sei der klare Auftrag für den Spitzenkandidaten Daniel Günther, "Ministerpräsident zu werden". In Umfragen vor der Wahl hatte es nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und SPD ausgesehen.

Landtagswahl in Schleswig-Holstein

CDU-Wahlgewinner Daniel Günther auf dem Weg in den schleswig-holsteinischen Landtag.

(Foto: Marcus Brandt/dpa)

Auch die FDP konnte zulegen und kommt nun auf gut zehn Prozent. Die Grünen erhielten 12,9 Prozent und konnten ihr Ergebnis von 2012 fast halten. Linke und Piraten schafften es nicht in den Landtag. Für die Partei der dänischen Minderheit, den SSW, stimmten drei Prozent; die Fünf-Prozent-Hürde gilt für den SSW nicht. Die AfD kommt den ersten Hochrechnungen zufolge auf 5,3 Prozent und schafft damit den Einzug in den Kieler Landtag.

"Das ist ein bitterer Tag für die Sozialdemokratie, ein bitterer Tag für meine Regierung, ein bitterer Tag für mich", sagte Ministerpräsident Torsten Albig. Bei diesem Ergebnis rechne er mit "langen, schwierigen Verhandlungen" für eine Regierungsbildung. CDU-Spitzenkandidat Günther betonte, das Ergebnis sei "ein klarer Auftrag an uns, Koalitionsgespräche zu führen. Sein Wunschpartner sei die FDP. Wolfgang Kubicki, Chef der Landes-FDP, sagte, er halte eine Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP für möglich. Er habe "keine unüberbrückbaren Differenzen" mit den Grünen. Einer Ampel-Koalition hingegen stehe er ablehnend gegenüber.

Schleswig-Holstein: undefined

Im nördlichsten Bundesland waren 2,3 Millionen Bürger aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Bei der Wahl durften auch erstmals Jugendliche ab 16 Jahren abstimmen, die Beteiligung lag mit 65,5 Prozent insgesamt deutlich höher als noch 2012. Es war die zweite Landtagswahl in diesem Superwahljahr. Bereits im März hatte sich die CDU im Saarland überraschend deutlich gegen die Sozialdemokraten durchsetzen können. Obwohl gerade einmal drei Prozent der Deutschen in Schleswig-Holstein leben, kommt dem Ergebnis eine Signalwirkung für die Wahl in Nordrhein-Westfalen am kommenden Sonntag und die Bundestagswahl im September zu.

Die SPD hatte nach der Niederlage im Saarland auf einen neuen Schub gehofft. Der Parteivorsitzende Martin Schulz sagte, er kenne Siege und Niederlagen. Diesmal "freuen sich die anderen. Und wir sind traurig". Die SPD zeigte sich bemüht, das schlechte Abschneiden als lokales Phänomen zu deuten. Generalsekretärin Katarina Barley sagte, "Schleswig-Holstein ist für die SPD immer ein hartes Pflaster." Ralf Stegner, Parteivorsitzender der SPD im Norden, kommentierte, "der Bundestrend war es offenkundig nicht, das ist schon ein schleswig-holsteinisches Ergebnis". Nachdem es lange Zeit so ausgesehen hatte, als wäre ein Sieg der sogenannten Küstenkoalition aus SPD, Grünen und dem SSW sicher, drehte sich wenige Wochen vor der Landtagswahl die Stimmung. Doch Albig und seiner Regierung war es nicht gelungen, Begeisterung für ihre Politik zu entfachen. Die Christdemokraten holten auf. Dies überraschte umso mehr, als der Spitzenkandidat der CDU bis zuletzt einem größeren Teil der Schleswig-Holsteiner unbekannt war. Daniel Günther war erst vor einem halben Jahr zum Kandidaten gekürt worden, nachdem sein Vorgänger mangels Erfolgsaussichten aufgegeben hatte.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: