Landtagswahl:Der Kampfplatz ist geräumt

Wahlplakate zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein

Am 07.05.2017 geben die Wähler in Schleswig-Holstein ihre Stimmen für die Landtagswahl ab.

(Foto: dpa)

Schleswig-Holstein war immer wieder von schweren politischen Skandalen geprägt: die Affäre um den CDU-Ministerpräsidenten Barschel, dann der "Heide-Mörder". Jetzt vor den Wahlen ist es beunruhigend ruhig.

Von Peter Burghardt

Die Politik in Schleswig-Holstein hat an Dramen und Tragödien schon einiges erlebt, sie liegen allerdings bereits eine Zeit zurück. Vor drei Jahrzehnten ereignete sich in Deutschlands Nordwesten die Barschel-Affäre, sie endete mit dem Tod des vormaligen CDU-Ministerpräsident in einer Badewanne in Genf. 1993 wurde Heide Simonis von der SPD erste deutsche Ministerpräsidentin, bevor sie 2005 wegen eines Abweichlers aus eigenen Reihen gegen Peter Harry Carstensen von der CDU verlor. "Heide-Mord" nennt sich das, Täter bis heute unbekannt. Da scheinen die Wahlen am 7. Mai vergleichsweise harmlos zu werden.

Nach Umfragen führt die Koalition des sozialdemokratischen Regierungschefs Torsten Albig. Seit fünf Jahren leitet er unaufgeregt das Bündnis von SPD, Grünen und Südschleswigschen Wählerverband SSW, der Vertretung der dänischen Minderheit. Möglich, dass dem SPD-Mann Albig wie kürzlich im Saarland der CDU-Frau Annegret Kramp-Karrenbauer der Amtsbonus hilft. Vielleicht hilft ihm außerdem Martin Schulz. Für Nordrhein-Westfalen eine Woche später und die Bundestagswahl im September wird das nur bedingt ein Maßstab sein, dafür ist auch Schleswig-Holstein dann doch zu speziell.

Schleswig-Holsteiner wollen keinen dringenden Wechsel

Zwar behauptete Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble gerade in einem Interview, Schleswig-Holstein werde schlecht regiert - ein Topos, den der CDU-Herausforderer Daniel Günther seit Wochen bemüht, um Albig abzulösen. Er beklagt etwa eine Bildungsmisere und die tatsächlich nervtötend unfertige A 7 zwischen Hamburg und Flensburg. Aber selbst Günther muss zugeben, dass es wirtschaftlich gut läuft im rot-grün-dänischen Revier. Die Finanzministerin: Monika Heinold, Spitzenkandidatin der Grünen.

Offenbar hat eine ausreichende Anzahl der 2,9 Millionen Bewohner nicht den Eindruck, als bräuchte ihre flache Region zwischen Nordsee, Ostsee, Elbe und Dänemark dringend einen Wechsel. Im sogenannten Glücksatlas der Deutschen Post liegt Schleswig-Holstein an der Spitze, das schöne Bayern belegt in diesem seltsamen Ranking zur Zufriedenen nur Rang acht.

Torsten Albig aus der SPD ist kein spektakulärer Landesvater, jenseits seiner Heimat würden ihn viele Leute wohl kaum erkennen. Sein Herausforderer Daniel Günther aus der CDU ist jedoch noch deutlich unbekannter, im direkten Vergleich von den befragten Wählern bekommt er nicht einmal halb so viel Zustimmung wie Titelverteidiger Albig. Das hängt auch damit zusammen, dass die CDU ihren Bewerber erst vor wenigen Monaten kurzerhand ausgewechselt hatte.

Dennoch bleibt Schleswig-Holstein ein Kampfplatz, auf dem sich eine eher linke SPD und eine eher konservative CDU entschlossen gegenüberstehen. Es ist ein knapper Wettlauf, und eine große Koalition ist keine Option. Das erklärt die Enge an den Rändern. Die Linke könnte wieder an der Fünfprozent-Hürde scheitern, die Piraten dürften aus dem Landtag fliegen. Die AfD kann froh sein, wenn sie knapp in den Kieler Landtag einzieht. Viele ihrer Felder sind besetzt, ihre Vertreter schwach. Die FDP dagegen verdankt ihre Beliebtheit im Land der zwei Meere ihrem rustikalen Wolfgang Kubicki. Die Grünen stellen in Umweltminister Robert Habeck einen der populärsten Politiker; sie werden ihren bundesweiten Absturz bremsen können.

Die SPD wiederum weiß neben dem gelassenen Albig ihren streitbaren Angreifer Ralf Stegner am Start. Und dann ist da außer Martin Schulz aus der wiederbelebten SPD-Gerechtigkeitsliga auch der kühlere Wahlhelfer aus Hamburg: Olaf Scholz, der beliebte SPD-Bürgermeister und Mann von Britta Ernst, Schleswig-Holsteins SPD-Erziehungsministerin. Es ist schon eine sehr norddeutsche Angelegenheit.

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