Schily und BND-Chef:"Anti-Terror-Kampf nicht nur mit Waffen führen"

Bundesinnenminister Schily und BND-Chef Hanning haben gemeinsam für einen neuen Kurs im Anti-Terror-Kampf plädiert. Der Westen müssen vor allem die "Köpfe und Herzen der Menschen gewinnen".

Von Annette Ramelsberger

"Wer nur mit Gewalt auf Gewalt zu antworten weiß, wird auf Dauer nichts erreichen", sagte Bundesinnenminister Otto Schily in Berlin auf einem Symposium zur Gefahr von Terrorismus und organisierter Kriminalität.

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Schily und Hanning warnen vor einem zunehmenden Hass in der islamischen Welt auf den Westen.

(Foto: Foto: AP)

Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND) August Hanning wurde deutlicher: Er warnte mit Blick auf den Irak davor, zu versuchen "mit der Kerosinspritze das Feuer zu löschen" und kritisierte die Einsätze amerikanischer Truppen.

"Luftangriffe auf vermutete Stellungen von Aufständischen mitten in Ballungsgebieten verursachen Kollateralschäden beträchtlichen Ausmaßes", sagte Hanning. Die Bilder verletzter Frauen und Kinder würden in der arabischen Welt verbreitet.

Sie verursachten ein Gefühl tiefer Demütigung in der Bevölkerung, das den Nährboden bilde für die Saat des Chefs der Terrororganisation al-Qaida, Osama bin Laden. Schily erklärte, der Kampf gegen den Terrorismus erfordere weitaus größere Anstrengungen, als Deutschland bisher unternommen habe.

Auch Schily warnte davor, dass im Irak wie früher in Afghanistan eine Zone entstehe, in der es keinerlei staatliche Autorität gebe und in der sich Terrorismus breit machen könne. "Wir müssen so etwas verhindern", sagte Schily, ohne auf eine mögliche deutsche Beteiligung einzugehen.

Hanning zeigte sich "sehr besorgt" darüber, dass irakische Experten für die Herstellung von ABC-Waffen von Terroristen abgeschöpft werden könnten. "Was passiert mit den Fachleuten dort, was passiert mit dem Know-how, das sie haben", fragte Hanning.

Al-Qaida hatte bereits in Afghanistan den Besitz von Nuklearmaterial angestrebt und mit biologischen sowie chemischen Materialien experimentiert. Hanning regte an - ähnlich wie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion - nun auch im Irak ein Programm zur Weiterbeschäftigung der fähigsten Waffenexperten zu finanzieren.

Der BND-Chef sieht den Westen im Irak "am Scheideweg". Entweder gelinge es, das Land zu stabilisieren, oder die Schockwellen eines zusammenbrechenden Irak würden auch die Nachbarländer erschüttern und den Westen bedrohen.

Wenn der Terrorismus für sich in Anspruch nehmen könne, die Weltmacht USA aus dem Irak vertrieben zu haben, werde das erhebliche Auswirkungen auf die ganze Welt haben.

Der BND hat neue Erkenntnisse über die Kooperation zwischen islamistischen Terroristen und der organisierten Kriminalität. Bewegungsbilder von Al-Qaida-Leuten zeigten, dass sich die Terrororganisation professioneller Banden bediene, um Kämpfer in den Irak zu schleusen.

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