Schauspieler Ulrich Matthes:"Obama verkörpert politische Sexiness"

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Der Schauspieler Ulrich Matthes glänzte bereits in vielen Rollen, unter anderem als Joseph Goebbels in "Der Untergang". Zu Barack Obama ist er bei dessen Berlinbesuch aber auch nicht durchgekommen - und tröstete sich anderweitig.

Thorsten Denkler

sueddeutsche.de: Herr Matthes, als Barack Obama am Donnerstag im Auswärtigen Amt war, wurden sie kurz nach seinem Eintreffen durch einen Nebeneingang ins Gebäude geschleust - mit einem Obama-Button am Revers. Hatten Sie etwa als einziger Nichtpolitiker eine Audienz beim Senator?

"Obama fasziniert mich", sagt Schauspieler Ulrich Matthes. (Foto: Foto: dpa)

Ulrich Matthes: Indirekt, würde ich sagen. Ich sollte ihm die Hand schütteln können, das war eigentlich mit Frank-Walter Steinmeier so verabredet. Unglückseligerweise ist es dazu nicht gekommen. Aber immerhin konnte ich hinterher noch mit dem Außenminister einen Kaffee trinken.

sueddeutsche.de: Sie haben mit Steinmeier spontan einen Kaffee getrunken?

Matthes: Ja. (lacht) Als Obama weg war, sah er mich im Foyer des Ministeriums stehen und sagte, ach komm, wir trinken noch 'nen Kaffee. Und das haben wir dann auch gemacht.

sueddeutsche.de: Wären Sie ein Politiker, würde man jetzt fragen: Wie sind die Gespräche verlaufen, Herr Matthes?

Matthes: Gut. Er hat mir brühwarm erzählt, was er mit Obama so geplaudert hat. Er hat mir natürlich nur das erzählt, was er auch jedem anderen normalen Staatsbürger offen sagen darf.

sueddeutsche.de: Jetzt sind wir gespannt. Wie fand Steinmeier den designierten US-Präsidentschaftskandiaten Obama denn?

Matthes: Das war auch meine erste Frage an Steinmeier. Und dann hat er doch sehr euphorisch reagiert. Ich glaube, zwischen den beiden war einfach eine sehr gute Chemie.

sueddeutsche.de: Sie sind ein bekannter Schauspieler. In der Regel reicht das nicht, um mal eben mit dem Außenminister Kaffee zu trinken oder mit seiner Hilfe Obama die Hand zu schütteln.

Matthes: Na ja, ich habe einfach meine geheimen Kanäle, die ich hier jetzt nicht offenbaren werde. Ich habe einfach gefragt, ob ich nicht zu Steinmeier kommen und irgendwie Obama die Hand schütteln könnte. Da hieß es, warum nicht? Aber es ist am Ende ja leider nicht dazu gekommen.

sueddeutsche.de: Mit Verlaub, nicht jeder, der Obama Klasse findet, ruft beim Außenminister an und fragt, ob er dem Senator bei Gelegenheit mal die Hand schütteln kann.

Matthes: Obama fasziniert mich. Er ist gleichzeitig eine charismatische, wie visionäre, wie pragmatische Persönlichkeit. Und von solchen Politikern haben wir ja im Moment nicht so viele. Außerdem mag ich Amerika und ich verspreche mir von ihm eine Erneuerung der US-Politik. Aber ich gebe zu, er hat was von einem Popstar. Obama verkörpert auf nahezu unwiderstehliche Weise die mögliche Sexiness von Politik.

sueddeutsche.de: Kann man davon ausgehen, dass Sie für Obama Wahlkampf machen würden?

Matthes: Ja, selbstverständlich.

Ulrich Matthes ist deutscher Schauspieler und lebt in Berlin. Er spielte in Filmen wie "Aimee und Jaguar", "Abgehauen" oder Volker Schlöndorffs "Der neunte Tag". Ein Angebot als Bösewicht im neuen James-Bond-Streifen musste er aus terminlichen Gründen absagen. Ab November 2008 kommt er mit dem Film "Novemberkind" in die deutschen Kinos.

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