Scharon:"Die Alliierten wussten es und taten nichts"

In einer Rede zum 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 hat der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon die Untätigkeit der Weltgemeinschaft zur Zeit des Holocausts beklagt.

"Die Alliierten haben weder die Eisenbahnschienen nach Auschwitz noch die Stätten der Vernichtung in Birkenau bombardiert. Sie wussten es und taten nichts", sagte Scharon.

Sharon,Reuters

Sharon meint, nur Israel könne die Juden wirklich beschützen.

(Foto: Foto: Reuters)

Der Ministerpräsident nannte zudem Beispiele von jüdischen Flüchtlingen, denen während des Kriegs in verschiedenen Staaten Asyl verweigert wurde. Je mehr die Zahl der Überlebenden sinke, desto mehr steige das Unwissen über den Holocaust.

Scharon betonte, dass nur Israel die Juden wirklich beschützen könne. "Wir müssen uns immer erinnern, dass dies (Israel) der einzige Ort in der Welt ist, wo wir das Recht und die Macht haben, uns zu verteidigen", sagte Scharon. "Wir wissen, dass wir uns nur auf uns selbst verlassen können."

Dies sei für ihn die Lehre aus dem Mord an sechs Millionen Juden im Holocaust. Zur legitimen Verteidigung gehörten auch Entscheidungen seiner Regierung, gegen "die terroristischen Palästinenser" zu kämpfen. Der Politiker äußerte Besorgnis über einen steigenden Antisemitismus und "Israel-Hasser", die den israelischen Kampf gegen palästinensische Extremisten als "Aggression im Nazi-Stil" brandmarkten.

Er zitierte Martin Luther King mit den Worten: "Antizionismus ist dem Wesen nach antisemitisch und wird es immer sein." Scharon betonte: "Sechzig Jahre nach der Befreiung von Auschwitz existiert das Böse weiter."

Der israelische Präsident Mosche Katzav rief die europäischen Länder zum Kampf gegen den Antisemitismus auf. "Ich bin sehr beunruhigt über die Tatsache, dass wir 60 Jahre nach dem Ende des schrecklichen Holocausts Zeugen eines Wiederauflebens des Antisemitismus in Europa sind", sagte Katzav der polnischen Tageszeitung Rzeczpospolita. Die Regierungschefs der freien Welt müssten unter Beweis stellen, dass sie dagegen vorgehen wollten.

An diesem Donnerstag wird in Auschwitz mit einer großen Zeremonie der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau gedacht. Zu den Feierlichkeiten in Polen werden hochrangige Politiker aus 44 Ländern erwartet. Unter den Gästen sind Bundespräsident Horst Köhler, der französische Staatschef Jacques Chirac und der amerikanische Vizepräsident Dick Cheney. In Berlin wird Bundestagspräsident Wolfgang Thierse auf der Gedenkfeier des Parlaments eine Rede halten.

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