Saudi-Arabien:Neue Lockerheit

Frauen ohne Gesichtsschleier? Das könnte ein Signal sein.

Von Dunja Ramadan

In der arabischen Welt nimmt die "Me Too"-Debatte eine überraschende Wendung: Die Frauen diskutieren hier nicht nur über sexuelle Belästigung. Sie wehren sich auch zunehmend gegen staatliche Kleiderordnungen; in Iran zum Beispiel demonstrieren Frauen gegen die Kopftuchpflicht. Nun gibt es ausgerechnet in Saudi-Arabien eine erste Bewegung. Kronprinz Mohammed bin Salman sagte in einem Interview, Frauen müssten nicht mehr unbedingt einen schwarzen Umhang, ein Kopftuch oder einen Gesichtsschleier tragen. Die Entscheidung, was sie für dezente und respektvolle Kleidung hielten, liege alleine bei ihnen.

Noch ist das nur ein Interview und keine offizielle Erklärung. Doch für die Frauen in Saudi-Arabien ist bereits das ein wichtiges Signal. Es ist aber auch ein Signal für die Musliminnen weltweit. Und gilt zuerst allen, die einer muslimischen Frau die Verhüllung aufzwingen wollen: Auch in Saudi-Arabien lockert sich die Kleiderordnung. Wer weiß, welche Deutungs- und Finanzierungsmacht das Königreich in der islamischen Welt hat, weiß auch, was dieses Zeichen bedeutet.

Es ist aber auch ein Signal für alle Musliminnen, die freiwillig ein Kopftuch tragen - und ja: Die gibt es. Wenn nämlich Saudi-Arabien endlich jeder Frau die Kleiderwahl überlässt, kann die Assoziationskette durchbrochen werden: Verschleierung gleich Zwang. Musliminnen wollen ihre eigenen Entscheidungen treffen, wie alle Frauen. Auch, ob sie ein Kopftuch tragen mögen oder nicht.

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