Satire auf Pegida:Nehmt ihr die Christen zurück

Satire auf Pegida: Christen ins Abendland, Muslime ins Morgenland: "Pigida" nimmt die Ängste von "Pegida" scheinbar ernst.

Christen ins Abendland, Muslime ins Morgenland: "Pigida" nimmt die Ängste von "Pegida" scheinbar ernst.

Die Initiative "Patriotischer Islam gegen die Islamisierung des Abendlandes" nimmt die Angst der Pegida-Demonstranten vor Überfremdung ernst. Ihr Vorschlag: ein Europa ganz ohne Muslime. Sie haben nur eine Bedingung.

Von Lilith Volkert

Wenn an diesem Montag wieder Tausende "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) auf die Straße gehen, bekommen sie Unterstützung von unerwarteter Seite. Eine Organisation mit ganz ähnlichem Namen - "Patriotischer Islam gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pigida) - zeigt Verständnis für die Überfremdungsängste. Sie will den Christen das Abendland zurückgeben. Und zwar komplett.

Dazu schlägt Pigida eine säuberliche Trennung vor: "Wir nehmen 45 Millionen europäische Muslime zurück und schenken Europa 1,7 Milliarden Christen aus aller Welt!" heißt es auf der Seite der Initiative. Die Bevölkerung Europas würde dadurch - von derzeit etwa 745 Millionen - auf 2,4 Milliarden Menschen anwachsen. "Allein aus Afrika werden 780 Millionen christliche Brüder helfen, die abendländische Kultur zurückzuerobern. Der Heilige Abend naht!" Was mit den zahlreichen Atheisten geschehen soll, wird nicht verraten.

Aus einem einfachen Grund: Pigida ist die Erfindung der 2010 gegründeten Grundrechtepartei. Hinter der Satire steht ein ernsthaftes Anliegen. "Wir möchten die Pegida-Demonstranten dazu bringen, über ihre Forderungen nachzudenken", sagt ihr Sprecher Ingmar Vetter zu Süddeutsche.de. Auch wenn die Bewegung offiziell kein muslimfreies Europa fordert - treibe man ihre Bedenken auf die Spitze, würde deren ganze Absurdität klar, sagt Vetter.

"Kreuzberg und Sachsenland zurück in Christenhand!"

Er würde Politiker und Pegida am liebsten zu einem konstruktiven Dialog "zwingen". Die Volksvertreter müssten dann den Bürgern zuhören, Pegida hingegen endlich klare Kritikpunkte und Änderungswünsche formulieren. Eine Idee, die die Grundrechtepartei auch mit ihrem Projekt "Krisendialog" verfolgt.

Dass eine Bewegung wie Pegida überhaupt so großen Zulauf hat, liegt laut Vetter am "Mangel an politischer Bildung" in Deutschland. Mit Pegida gemein hat die Grundrechtepartei, dass sie sich und ihre Anliegen von Politik und Presse ignoriert fühlt. Bei einer Wahl ist sie bisher nicht angetreten.

Die Pigida-Erfinder sparen weder an Reimen ("Kreuzberg und Sachsenland / zurück in Christenhand!") noch an Anspielungen: Den Kopf der Seite zieren Halbmond und Stern auf türkisfarbenem Untergrund, was an die Flagge Pakistans erinnert. Weiter unten macht sich eine Karikatur aus dem 19. Jahrhundert über die christlichen Kreuzzüge lustig.

Außerdem sagt Pigida Europa durch den christlichen Zuwachs die "Größte Wirtschaft aller Zeiten (GröWiZ)" voraus - Adolf Hitler wurde gerne als GröFaZ (Größter Feldherr aller Zeiten") verspottet. Weiter unten heißt es, die Pigida-Aktion sei "schon 1933 ins Leben gerufen" worden.

Offiziell vertreten wird Pigida übrigens von Molla Nasruddin Isa ibn Maryam. "Molla Nasruddin" ist eine Art arabischer Till Eulenspiegel, der vor allem in Afghanistan, Iran und der Türkei beliebt ist. Und "Isa ibn Maryam" heißt Jesus von Nazareth im Koran.

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