Sarkozy bei Papst Benedikt XVI.:Wir müssen reden

Audienz mit innenpolitischem Kalkül: Bei seinem Besuch im Vatikan wollte Frankreichs Präsident Sarkozy dem Papst erklären, warum er die Roma abschiebt, - und katholische Wähler zurückgewinnen.

Eigentlich wollte er den Papst nach den jüngsten Meinungsverschiedenheiten wegen der Roma-Abschiebungen besänftigen - schließlich sind in Frankreich bald Wahlen und Nicolas Sarkozy gehen auch katholische Wähler von der Stange. Doch dann hat Frankreichs Präsident mit Benedikt XVI. doch über Gott und die Welt geredet.

Sarkozy beim Papst

Mit aller gebotenen diplomatischen Höflichkeit tauschten Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und Papst Benedikt XVI. im Vatikan Geschenke aus. Öffentliche Kritik wegen Sarkozys Roma-Politik äußerte die Kirche erst nach dem Treffen.

(Foto: dpa)

Der Papst empfing Sarkozy am Freitag zu einer ungewöhnlich langen Privataudienz: 33 Minuten dauerte das Gespräch unter vier Augen in der Bibliothek des Apostolischen Palastes führte. Eine private Unterhaltung mit Benedikt dauert sonst etwa 20 Minuten.

Wegen der Roma-Abschiebungen innenpolitisch unter Druck und vom Papst indirekt kritisiert, hatte Sarkozy um diese Aussprache gebeten. Benedikt XVI. hatte Ende August in einer Stellungnahme auf französisch dazu aufgefordert, andere Menschen in ihrer "legitimen Unterschiedlichkeit" zu akzeptieren - eine Anspielung auf Sarkozys harte Linie im Umgang mit den Roma in den vergangenen Wochen. Sein Besuch in Rom gilt als Versuch, die Wogen zu glätten und katholische Wähler zurückzugewinnen, die seine harte Abschiebungspolitik ablehnen.

Öffentlich ging der Vatikan zunächst nicht auf die Abschiebungen ein: In einer Mitteilung nach dem Treffen hieß es lediglich, beide Seiten hätten sich über den Nahost-Friedensprozess, die schwierige Lage von Christen in einigen Ländern und die Bedeutung ethischer und sozialer Werte in der Wirtschaft ausgetauscht. Ansonsten blieb die Mitteilung vage: Es gebe den beidseitigen Willen, "einen dauerhaften Dialog fortzuführen und weiterhin konstruktiv zusammenzuarbeiten."

Erst später kam der Vatikan dann doch noch auf seine kritische Sicht der französischen Einwanderungspolitik zurück. Beim Besuch Sarkozys im Petersdom mit einem "Moment der Andacht" wünschte Kardinal Jean-Louis Tauran, Präsident des Päpstlichen Rates für interreligiösen Dialog, dem Land Mut auch bei der "Aufnahme von Verfolgten und Immigranten".

Der zum dritten Mal verheiratete Sarkozy hatte darauf verzichtet, seine Gattin Carla Bruni mitzubringen. Der Besuch war bereits die dritte Begegnung Sarkozys mit dem Papst. Bereits Ende 2007 war der Präsident im Vatikan. Außerdem traf er im September 2008 mit Benedikt XVI. bei dessen Frankreich-Visite zusammen.

Aus Frankreich waren in den vergangenen Monaten mehr als 8000 Roma vor allem aus den EU-Staaten Rumänien und Bulgarien abgeschoben oder gegen eine Heimkehrprämie ausgeflogen worden. Die Gendarmerie soll nach jüngsten Medienberichten außerdem eine illegale Kartei führen, in der Roma und andere nicht sesshafte Minderheiten vermerkt seien.

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