Sanaa:IS bekennt sich zu Anschlägen im Jemen

An injured girl reacts as she is carried by a man out of a mosque which was attacked by a suicide bomber in Sanaa

Anschlag während des Freitagsgebets: In zwei Moscheen in Sanaa gab es Selbstmordattentate.

(Foto: Khaled Abdullah/Reuters)
  • Die Terrororganisation IS bekennt sich zu zwei Selbstmordattentaten auf Moscheen im Jemen. Mindestens 137 Menschen sterben.
  • Zuvor hatte es heftige Gefechte in der südlichen Küstenstadt Aden gegeben. Dorthin hatte sich der von der Huthi-Miliz zum Rücktritt gezwungene Präsident Hadi zurückgezogen.
  • Seit Monaten tobt im Jemen ein Machtkampf zwischen den schiitischen Huthi und Hadi-treuen Truppen.

Selbstmordattentate möglicherweise durch IS verübt

Die Dschihadistenmiliz IS hat sich in einer im Internet veröffentlichen Botschaft zu den Anschlägen auf zwei Moscheen bekannt. Dabei wurden in Jemens Hauptstadt Sanaa Dutzende Menschen getötet. Wie der TV-Kanal Al-Masira berichtete, sollen 137 Menschen getötet worden sein. Rettungskräften zufolge sind es mindestens 142. Die Nachrichtenagentur AFP und das Nachrichtenportal Al Arabiya berichteten zuletzt von mindestens 55 Todesopfern. Reuters zufolge wurden 46 Menschen in den Tod gerissen und mehr als 200 verletzt. Dabei soll auch der hochrangige schiitische Geistliche Murtada al-Mahatwari ums Leben gekommen sein, wie al-Jazeera in seinem Online-Auftritt berichtet.

Ob es tatsächlich eine Verbindung zwischen den Attentätern und den IS-Terroristen in Syrien und im Irak gibt, ist nicht erwiesen. Ein US-Regierungssprecher sagte, es sei denkbar, dass sich der IS zu Propagandazwecken fälschlicherweise zu der Tat bekannt habe.

Ein Attentäter sprengte sich den Angaben zufolge in der Badr-Moschee im Süden von Sanaa in die Luft, eine zweite Explosion gab es, als die Gläubigen aus dem Gotteshaus flohen. Ein weiterer Selbstmordanschlag richtete sich gegen eine Moschee im Norden der Hauptstadt. Die Moscheen werden hauptsächlich von Anhängern der schiitischen Gruppe der Huthi besucht. Die Angriffe seien "nur die Spitze des Eisbergs" ihres Kampfes, heißt es in der Mitteilung des IS.

Die Huthi-Miliz hat im vergangenen Jahr Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht und den Präsidenten des arabischen Landes zum Rücktritt gezwungen.

Heftige Gefechte in südlicher Küstenstadt Aden

Gestern hatte der Machtkampf zwischen der schiitischen Huthi-Miliz und Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi auch die südliche Küstenstadt Aden erreicht: Bei Kämpfen zwischen Anhängern und Gegnern des Präsidenten um die Kontrolle des Flughafens wurden am Donnerstag mindestens elf Menschen getötet und mehr als 50 weitere verletzt. Ein Kampfflugzeug griff auch Hadis Palast an, wo er seit seiner Flucht aus Sanaa lebte.

Die Gefechte am Flughafen begannen nach Angaben von Sicherheitskräften im Morgengrauen, der Flugverkehr musste eingestellt werden. Bei den stundenlangen Kämpfen wurden sieben Mitglieder einer Einheit der Spezialkräfte sowie vier Mitglieder der Volkskomitees getötet, einer paramilitärischen Gruppe, die dem Präsidenten treu ist. Die Volkskomitees erhielten dabei Unterstützung durch Hunderte Armeesoldaten mit Panzern. Nach Angaben des Militärs konnten die Hadi-treuen Truppen den Flughafen zurückerobern.

Bei Kämpfen um ein Verwaltungsgebäude im Zentrum von Aden wurden den Angaben zufolge ein Mitglied der Rebellen-Spezialkräfte getötet und vier weitere verletzt.

Vorsichtshalber wurde der Präsident nach Angaben eines Vertrauten an einen "sicheren Ort" gebracht. Er habe das Land aber nicht verlassen. Inzwischen sollen Hadi-treue Truppen die Situation wieder unter Kontrolle haben. Das Hauptlager der Rebellen sowie zwei weitere Stützpunkte seien in den Händen der Hadi-Anhänger, Rebellengeneral Sakkaf sei geflüchtet, berichteten die Sicherheitskräfte.

Seit Monaten tobt ein Machtkampf im Jemen

Im Jemen herrschen seit Jahren politisches Chaos und Gewalt. Dies wurde von der schiitischen Huthi-Miliz ausgenutzt, die seit Sommer vergangenen Jahres auf die Hauptstadt Sanaa vorrückte und diese im September erreichte. Im Januar übernahm die Miliz mit der Einnahme des Präsidentenpalastes die Kontrolle über die Hauptstadt, zwang Präsident Hadi zum Rücktritt und setzte ihn unter Hausarrest. Auch das Parlament wurde für aufgelöst erklärt.

Hadi gelang Ende Februar die Flucht nach Aden. Von dort aus zog der international anerkannte Präsident seine Rücktrittserklärung zurück und erklärte die im Süden gelegene Stadt zur neuen Hauptstadt.

Zuletzt waren im Januar bei der Explosion einer Autobombe vor der Polizeiakademie von Sanaa 37 Menschen getötet worden. Zu dem Zeitpunkt war die Stadt noch nicht vollständig in der Hand der Huthi-Miliz.

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