Samsung:Smartphone-Fiasko kostet fünf Milliarden Euro

Der Weltmarktführer räumt sein Scheitern bei der Akku-Produktion ein. Für das nächste Modell will der Konzern sich mehr Zeit nehmen.

Von Helmut Martin-Jung

Der weltgrößte Smartphone-Hersteller Samsung hat sich für das Desaster um brennende Handy-Akkus entschuldigt und verstärkte Maßnahmen zur Qualitätssicherung angekündigt, um sein schwer beschädigtes Image zu reparieren. Fehlerhafte Akkus hätten dazu geführt, dass zahlreiche Telefone des Modells Galaxy Note 7 in Brand gerieten, teilte der südkoreanische Konzern bei einer Pressekonferenz in Seoul mit. Die Kosten durch das Fiasko beliefen sich auf 4,9 Milliarden Euro. Mit neuen oder erweiterten Maßnahmen zur Qualitätssicherung will Samsung verhindern, dass es noch einmal zu ähnlichen Problemen kommt. Der Mischkonzern hat derzeit aber auch noch andere Probleme: Der neue starke Mann Lee Jae-jong steht unter Korruptionsverdacht.

Das Note 7 war eigentlich als Konkurrent für Apples iPhone gedacht. Um nicht ein zweites Mal ein nicht ausreichend geprüftes Produkt einzuführen, will Samsung sein neues Smartphone der Galaxy-S-Reihe nicht wie in den vergangenen Jahren beim Mobile World Congress Ende Februar vorstellen.

Samsung hatte das Note 7 am 19. August 2016 in einigen Ländern auf den Markt gebracht. Kurz darauf wurden erste Fälle von in Brand geratenen Handys bekannt. Anfang September gab das Unternehmen bekannt, dass alle verkauften 2,5 Millionen Galaxy Note 7 umgetauscht werden sollten. Doch von Anfang Oktober an wurden mehr und mehr Fälle von bereits ausgetauschten Note-7-Handys gemeldet, deren Akkus ebenfalls verschmort waren.

Am 11. Oktober gab Samsung schließlich bekannt, Vertrieb und Produktion des Smartphones komplett einzustellen - ein in dieser Dimension noch nie da gewesener Vorgang. Den dadurch verursachten Verlust im dritten Quartal konnte Samsung mit seinen anderen Sparten wie etwa Bildschirmen und Halbleitern allerdings mehr als ausgleichen.

Bei der Pressekonferenz zeigte sich das Unternehmen um Aufklärung bemüht. 700 Mitarbeiter seien abgestellt worden, um die Ursache für die Probleme mit dem Note 7 zu finden, dazu habe man noch drei externe Firmen beauftragt. Koh Dong-jin übernahm für Samsungs Mobilsparte die Verantwortung. Man habe dabei versagt, "die Probleme beim Batterie-Design und beim Produktionsprozess vor der Markteinführung des Note 7 zu erkennen", sagte Koh. Er kündigte ein Acht-Punkte-Programm zur Qualitätssicherung bei Akkus an.

Der Konzern, dessen Umsatz etwa ein Fünftel des südkoreanischen Bruttosozialprodukts ausmacht, hat derzeit noch mit einem anderen Problem zu kämpfen: Lee Jae-jong, der Sohn des kranken Firmenpatriarchen Lee Kun-hee und De-facto-Chef, steht unter dem Verdacht der Bestechung, der Veruntreuung und des Meineids. Er soll 34 Millionen Euro Schmiergeld an Choi Soon-sil gezahlt haben, eine Freundin von Präsidentin Park Geun-hye. Er soll versucht haben, sich so die Zustimmung zu einer Milliarden-Fusion von Unternehmen im Samsung-Konzern zu sichern.

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