Saddam Hussein in Haft:Weitere Festnahmen im Irak

Aussagen des irakischen Expräsidenten Saddam Hussein haben den US-Streitkräften zur Festnahme weiterer Vertreter des gestürzten Regimes verholfen. Wo der frühere Diktator gefangen gehalten wird, ist unklar. Unterdessen geht die Gewalt in Bagdad weiter.

Brigadegeneral Mark Hertling sagte, die amerikanischen Truppen hätten seit Saddam Husseins Verhaftung am Samstagabend mehrere Personen gefangen, darunter einen ranghohen Funktionär der ehemaligen Regierung.

Außerdem sei eine Zelle von Aufständischen in Bagdad aufgedeckt worden, sagte Hertling. Die Hinweise stammten seinen Angaben zufolge aus der ersten Befragung Saddam Husseins sowie aus Dokumenten, die der ehemalige Diktator bei sich hatte. Bei Hussein sei ein Brief von Widerstandsführern aus Bagdad gefunden worden, der Einzelheiten über ein geplantes Treffen enthalten habe.

Keine Reue

Drei Mitglieder des von den USA eingesetzten irakischen Regierungsrats, die Saddam Hussein an einem unbekannten Ort in der irakischen Hauptstadt trafen, sagten am Montag, er habe keinerlei Reue gezeugt.

"Er machte einen deprimierten und erniedrigten Eindruck, auch wenn er das zu verbergen suchte", sagte Ratsmitglied Muaffak el Rubaie, der Saddam Hussein identifizierte.

Unterdessen berichtete der arabische TV-Sender El Arabija, die US-Armee habe Saddam Hussein von Bagdad nach Katar gebracht. Saddam, der am Samstag festgenommen worden war, befinde sich nun auf einem US-Militärstützpunkt in dem Golfstaat.

"Guten Tag"

Bei seiner Festnahme in einem Erdloch nahe seiner Heimatstadt Tikrit soll Saddam Hussein nach Angaben eines US-Kommandeurs Verhandlungen mit der Besatzungsmacht verlangt haben.

"Ich bin Saddam Hussein, ich bin der Präsident Iraks und ich möchte verhandeln", sagte er demnach. Wie der Kommandeur Brian Reed von der 1. Brigade der 4. Infanteriedivision unter Berufung auf einen US-Soldaten weiter mitteilte, war die Antwort: "Präsident Bush wünscht ihnen einen guten Tag".

Bagdad kommt auch nach der Verhaftung des EX-Diktators nicht zur Ruhe. Im Norden der Stadt griffen 100 schwer bewaffnete Anhänger des Ex-Diktators zwei Polizeiwachen an. Sie verfügten über Schnellfeuerwaffen und Granaten.

Bei der Explosion einer Autobombe vor einer Polizeiwache im Norden Bagdads wurden am Montag nach Angaben der irakischen Polizei acht Menschen getötet und 13 weitere verletzt.

Bei einem zweiten Anschlag auf ein Sondereinsatzzentrum der Polizei im westlichen Teil Bagdads wurden vier Polizisten verletzt. Dort rasten zwei mit Sprengstoff beladene Fahrzeuge auf das Gebäude zu. Einer der beiden Wagen explodierte.

Rumsfeld betonte die Bedeutung der Festnahme für das irakische Volk. "Solange die Menschen sich vorstellen konnten, dass er zurückkehren und sie erneut unterdrücken könne, ist der Angst-Faktor beträchtlich gewesen." Deshalb sei die Gefangennahme ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Demokratisierung des Irak. Jedoch gebe es auf diesem Weg noch weitere Herausforderungen, sagte Rumsfeld.

Saddams Status noch zu klären

Dass man Saddam als Kriegsgefangenen behandele bedeute nicht, dass der Ex-Diktator auch notwendigerweise in rechtlicher Hinsicht ein Kriegsgefangener sei, betonte der Minister.

Sein juristischer Status müsse noch geklärt werden. Sollte sich herausstellen, dass der ehemalige Diktator am Widerstand gegen die Koalitionstruppen beteiligt sei, könnte dies die Einstufung beeinflussen, sagte Rumsfeld am Abend im CBS-Fernsehen.

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