Sachsen:Mob attackiert Bus mit Flüchtlingen

Flüchtlinge in Jahnsdorf

Sie machen das Handzeichen für Frieden: In Jahnsdorf im Erzgebirge sind bereits Flüchtlinge untergebracht.

(Foto: Peter Endig/dpa)

Böller und Steine: Erneut kommt es in Sachsen zu schweren Ausschreitungen vor einem Asylheim. Und nicht einmal Schulkinder sind vor ausländerfeindlichen Angriffen sicher.

In Sachsen ist es erneut zu schweren Ausschreitungen vor einer Flüchtlingsunterkunft gekommen. Eine Gruppe von bis zu 30 Menschen hat am Donnerstagabend in Jahnsdorf bei Chemnitz einen ankommenden Bus mit Asylsuchenden angegriffen. Die Stimmung sei sofort aggressiv gewesen, teilte das Operative Abwehrzentrum (OAZ) der Polizei mit. Drei bis sechs Täter hätten aus der Gruppe heraus Steine auf den Bus geworfen und Böller gezündet. Die verängstigten Flüchtlinge wollten nicht bleiben und wurden in ein anderes Quartier gebracht. Der Busfahrer erlitt durch einen Böller eine Fußverletzung. Auch ein Mitarbeiter des Wachdienstes wurde getroffen, habe den Feuerwerkskörper aber noch mit seinem Fuß wegkicken können. Eine Fensterscheibe des Busses ging zu Bruch.

Thomas Colditz, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion im sächsischen Landtag und Wahlkreisabgeordneter aus dem Erzgebirge, nannte die Tat einen "neuen Tiefpunkt in der Reihe ausländerfeindlicher Gewalttaten". "Damit stehen diese kriminellen Gewalttäter außerhalb unserer gesellschaftlichen Grund- und Werteordnung, die sie mit Füßen treten", sagte er der Süddeutschen Zeitung. "Wann hört das endlich auf?", fragt die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping (SPD). "Was sind das für Menschen, die ohne zu zögern gewalttätig werden und deren blinder Hass sich gegen alles um sie herum richtet, ob Asylbewerber, Busfahrer, Ehrenamtliche oder Politiker?" Laut OAZ-Sprecherin Kathleen Doetsch hat die Polizei die Identität einiger Beteiligter festgestellt.

Erst am Mittwoch waren in Wurzen bei Leipzig mehrere Flüchtlingskinder von Mitschülern angegriffen worden. Fünf Kinder seien von einer Gruppe von Achtklässlern bespuckt, mit Steinen beworfen, geschubst und in eine Tür eingeklemmt worden, bestätigte die Polizei. Ein neunjähriges Mädchen erlitt eine Knochenabsplitterung im rechten Arm, ein 14-jähriges Mädchen musste wegen Quetschungen am Arm behandelt werden. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung, den Angreifern droht der Schulausschluss. Laut Polizei war es nicht der erste Vorfall: Die Opfer besuchen seit knapp einem Monat eine sogenannte DAZ-Klasse (Deutsch als Zweitsprache). In dieser Zeit seien sie bereits fünf Mal angegriffen worden.

In Sachsen war es in den vergangenen Monaten immer wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen vor Flüchtlingsheimen gekommen. Am Donnerstagabend versammelten sich entlang des Elbufers und auf der Elbtalbrücke in Meißen aber auch etwa 1300 Menschen zu einer Lichterkette und demonstrierten gegen Hass und Ausgrenzung. Zudem waren die Meißener aufgerufen, Licht in allen Fenstern brennen zu lassen.

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